#3 Warum Lottogewinne selten und gefährlich sind

Ich sitze auf dem Ergometer im Fitnessstudio und strampele vor mich, da erscheint auf dem Bildschirm an der Decke ein Untertitel im Rahmen einer Nachrichtensendung. Ich lese und staune: „Finanzstudie: Viele Deutsche spielen Lotto“. Da musste ich erst mal meine Umdrehungszahl herunterfahren.

Was ist bloß los mit den Deutschen? Ich dachte mir, Italien, Spanien und Amerika wären der Hotspot der Lotto-Glücksritter; sind denn jetzt auch die sonst als so solide geltenden Deutschen massenhaft dem Glücksspiel verfallen, einem Glücksspiel, das dem Staat die Taschen füllt, dessen Gewinnchancen so vernichtend klein sind?

Dabei weiß sogar der schwäbische Stammtisch in Hinterdupfingen: „Und selbst, wenn der große Gewinn zuschlägt, ist das Geld spätestens nach drei Jahren futsch und die Probleme sind oft größer als davor.“ So weit, so bekannt. Ich würde ja dann in diese Runde hinein fragen: „Und was, meint ihr, könnte das Desaster verhindern?“ Die durchaus vernünftige Antwort könnte vielleicht lauten: „Ha isch doch klar, ´d Leit hättet halt vor dem Geldsegen lernen müssa, mit dem Geld umzumganga.“

Dazu kann ich vier Bemerkungen machen:

1. Jeder lernt mit den Geldmengen umzugehen, die er auch in der Lage ist aufzubauen. Das beginnt mit dem Taschengeld, wenn Kinder ihre fünf Euro pro Woche nicht sofort verblasen, sondern sich einteilen. Irgendwann verdient man sich was dazu, dann kommt vielleicht die erste Entlohnung in der Ausbildung und später verdient eben einer das, was seine Arbeit so hergibt.
Wir haben also viele Jahre lang Zeit, unsere Planungsfähigkeiten und unser Nervensystem auf die Geldmengen einzustellen, die wir gewöhnt sind.
Bei einem plötzlichen Lottogewinn von 6 Millionen Euro, fehlt diese Gewöhnungszeit komplett und die Leute bekommen weniger einen Glücks- als vielmehr einen Geldschock, der das Nervensystem völlig überlastet. Da fragt man sich, warum einer da nicht vorbereitet ist, wenn er 40 Jahre lang Lotto gespielt und immer vom großen Geld geträumt hat? Tja, mit Geld umzugehen, dass man wirklich hat und mit Geld herumzuträumen, dass man nicht hat, das sind unterschiedliche Dinge. Das Erste ist Praxis, das Zweite sind Luftschlösser und keine Vorbereitung oder Gewöhnung.

2. Jemand, der 2000 € Nettogehalt verdient, hat die finanzielle Bildung, die es braucht, um 2000 € netto aufzubauen und zu verwalten. Jeder verdient exakt das, was seinem finanziellen Rahmen im Kopf entspricht. Das ist wie eine vorgegebene Schablone in Bezug auf Geld, ich nenne das Schöpfungsmatrix. Diese Matrix bestimmt ein Leben lang, was ein Leben lang läuft. Das Tolle ist, dass man an dieser Matrix arbeiten kann, sehr zielgerichtet und planvoll, und das gehört für mich unverzichtbar zu jeder Art funktionierender Wohlstandsbildung. Folgende Erklärung dazu:

Ich habe einen knapp vierminütigen Film gemacht; in dem versuche ich in einfachen Worten komprimiert zu zeigen, wie wir nicht nur Geld, sondern vieles erschaffen, was wir in unser Leben ziehen. Da werden sich jetzt einige an „The Secret“ oder den Film „What The Bleep do we know“ erinnert fühlen, und das waren auch gute Impulse, doch es geht weit darüber hinaus, vor allem, was die praktische Umsetzung angeht.
In dem Film vergleiche ich das mit einem 3D-Laserdrucker. Die hier erwähnten 2000 € Nettogehalt entsprechende Programmierung eines Druckauftrags, der den Laserdrucker veranlasst, das in der Quantensuppe zu brennen, was der Auftrag vorgibt. Die Physiker nennen das Quantumkollaps. Solange die Programmierung auf 2000 € lautet, solange brennt der Laserdrucker 2000 €, logisch. Der Druckauftrag kann natürlich jederzeit umprogrammiert werden, dann würde es auch neue Ergebnisse geben. Im Falle der Geldvermehrung im wirklichen Leben gelingt das aber nur, wenn die vorherigen Entwicklungs- bzw. Gewöhnungsstufen wirklich etabliert wurden. Ansonsten könnte die Fehlermeldung heißen: „Bitte schließen Sie die geöffnete Datei, bevor sie umbenannt werden kann.“

Dazu kommt, dass Entwicklungsstufen einem organischen Verlauf folgen müssen und nicht wild übersprungen werden können, so wie ein normal begabter Fünftklässler keine zwei Klassenstufen überspringen kann, nur weil der Stoff in der achten Klasse viel reizvoller erscheint. Das bedeutet: Jemand, der 2000 € gewöhnt ist, kann sich mit der Zeit ohne Probleme auf 3000 € umprogrammieren, allein, weil das in seiner Reichweite und deshalb für ihn glaubhaft ist. Nur das, was wir wirklich glauben können, ist für uns auch wirklich machbar und entspricht dem, was unser Nervensystem verkraften kann. Im Umkehrschluss ist es deshalb schwierig und für die allermeisten unmöglich, unsere tief in unserem Glaubenssystem verankerten Programmcodes für Geld von 2000 € auf 2.000.000 € umzuschreiben.

Nun gibt es weltweit diese ganz seltenen Fälle, die oft weniger als 2000 € gewöhnt sind und trotzdem im Lotto 6 Millionen gewinnen. Ich will jetzt nicht darüber spekulieren, wie so etwas zustande kommen kann. Wenn es aber passiert, nenne ich das kein Glück, sondern eine schwerste Prüfung und harte Herausforderung. Denn natürlich sind nicht die 6 Millionen an sich das Problem, sondern das, was sie im Umfeld mit sich bringen. Vielleicht schaffen es ganz Wenige, in kurzer Zeit ihr Verständnis für Geld auf Millionenebene hochzuhieven; das sind dann wahrscheinlich Menschen, die schon vor dem Lottogewinn gut geerdet und recht zufrieden im Leben standen und danach in keinen Konsumrausch verfallen. Ich schätze allerdings, 96 % der Lotto-Gewinner schaffen es nicht, sich die Besonnenheit anzueignen, die sie vor dem potentiell zerstörerischen Potenzial großer Geldmengen schützt.

3. Es gibt für mich zwei einfache und plausible Gründe, warum Lottospieler darauf verzichten finanzielle Bildung aufzubauen:
Zum einen weiß doch ihr Unterbewusstsein, wie unwahrscheinlich es ist, dass sie gewinnen. Es ist ein Spiel, und wegen eines Spiels die Schulbank in Sachen Finanzen zu drücken, das macht kein Spaß. Und zum anderen: Wer sich mit finanzieller Bildung ernsthaft beschäftigt, spielt kein Lotto oder hört ganz schnell damit auf. Denn er merkt, dass allein durch die kluge, planvolle und fokussierte Beschäftigung mit Geld und Fülle ein Vermögen aufgebaut werden kann – ohne die Wahrscheinlichkeit von 1:140 Mio. Während der Lottospieler am Ende seines Lebens Tausende Euro verloren hat, hat der Wohlstandsbildner am Ende seines Lebens noch ziemlich viel Geld, das er nicht in der Lage war auszugeben.

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4. Für mich gibt es noch einen ganz anderen Grund kein Lotto zu spielen, selbst wenn die Gewinnchance bedeutend höher wäre: Ich will nämlich gar nicht von heute auf morgen die zusätzliche Arbeit von 4 Millionen aufgehalst bekommen, denn oh ja, so viel Geld macht richtig viel Arbeit. Wer sich jetzt innerlich sagen hört „na, dem seine Probleme will ich haben“ beweist damit nur, dass er sich noch große Summen erarbeiten darf.
Was aber richtig Spaß macht, ist der Weg zur finanziellen Fülle, und wenn er auch eine gewisse Zeit braucht! Eigenverantwortliche Wohlstandsbildung ist eine zutiefst erfüllende, spannende, manchmal abenteuerliche und in jedem Fall Glücks-erhöhende Aufgabe, bei der die Renditen irgendwann zur selbstverständlichen Nebensache werden. Wohlstandsbildung ist nämlich mehr als nur mehr Geld – es ist die bewusste Gestaltung eines Lebens.

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