#35 Was Sterbebildung mit Finanzbildung zu tun hat

Am Ende des vorherigen Podcasts habe ich zum wiederholten Mal ein Thema auf den Tisch gebracht, mit dem ein Großteil der Menschen in meiner Erfahrung eher schlecht als recht klarkommt, zumindest in unserer Gesellschaft: es ging ums Sterben und um den Tod. Zum Auftakt dieses Podcasts sollte es erst eine kurze Einleitung werden, doch wenn die Feder mal in Bewegung ist und ein Gedanke den anderen nach sich zieht, wird unversehens eine größere Geschichte draus, die einen ganzen Podcast in Anspruch nimmt.

Finanzbildung und Sterbebildung stehen auf keinem Lehrplan

Ich kann jeden verstehen, der meinen freien Umgang damit eher befremdlich findet, denn es ist doch genau wie mit finanzieller Bildung: Wann und wo wird uns beigebracht, mit unserer eigenen Endlichkeit umzugehen? So, wie wir auf Schritt und Tritt von Armut umgeben sind – wenn wir sie denn sehen wollen – genauso und noch mehr sind wir vom Tod umgeben – wenn wir auch diesen sehen wollen. Aber die Themen werden ausgeblendet, geschweige, dass sie auf einem Lehrplan landen.

Corona zeigt exemplarisch, dass Sterben eher wie eine Kränkung empfunden wird denn als etwas, das das Leben abrundet. Es steht immer das Überleben im Mittelpunkt, nie das Ende. Deshalb ist die Hilflosigkeit, Sprachlosigkeit und nicht selten auch die Wut umso größer, wenn das passiert, was ständig um uns herum passiert, aber doch nicht im eigenen Leben: dass wir selbst sterben, Unfall, schwere Krankheit oder viel schlimmer – dass jemand unserer Liebsten stirbt, am Ende sogar das eigene Kind.

 

Unerhörter Gedanke, ich weiß, aber allein in unserem Land sterben jeden Tag mehrere hundert Kinder unter 12 Jahren. Wir sehen es nur nicht, weil wir ausblenden, was wirklich traurig und betroffen macht. Weltweit sterben mehr als 14.000 Kinder, die noch nicht einmal 5 Jahre alt geworden sind. Am Grab dieser Kinder stehen viele Eltern, und viele davon haben sich für ihr Leben viel ausdenken können, aber das nicht. Das Leben soll doch ausschließlich mit dem Leben zu tun haben! Gestorben werden darf nur in Büchern und im Tatort.

Der Tod bringt einem viel finanzielle Bildung bei

Bis vor mehreren Jahren hatte ich mich mit dem Tod so wenig beschäftigt wie mit Finanzen. Dazu ist das Leben doch viel zu kostbar und zu schön. Heute beschäftige ich mich ständig mit beiden Themen und das Leben ist noch viel schöner und kostbarer. Ich wünsche mir, jeden Tag ein etwas entspannteres Verhältnis zum Sterben zu entwickeln, denn die Erfahrung ist immer die gleiche: Das Thema ist weder gruftig noch gruselig, sondern voller Schätze und Reichtümer, Schätze auch wörtlich genommen, denn: Der Tod hat mich auch eine Menge finanzieller Bildung gelehrt.

Das bedarf einer Erklärung. Reden wir über vier Gründe, wie ich zu meiner Sterbebildung gekommen bin und warum die für mich viel, sehr viel sogar, mit Wohlstandsbildung zu tun hat:

80% weniger Arbeit erbringt 200% mehr Ertrag

Grund Nr. 1: Es ist nun schon einige Zeit her, dass meine Eltern völlig unerwartet gestorben sind. Unerwartet deshalb, weil es innerhalb von 6 Tagen passierte, und das in einem Alter, mit dem in unserer Gesellschaft eigentlich noch viele gute Lebensjahre möglich sein sollte. Sie haben sich aber anders entschieden.

Mit den Eltern ist es ja wie mit so vielem und immer das Gleiche: Wer schätzt schon wirklich, was er hat. Seid ehrlich, liebe Podcast-Hörer: Wir verbringen doch eindeutig mehr Zeit mit Jammern darüber, was wir nicht haben. Deshalb hatte ich keine Ahnung, wie viel Stabilität, Kraft und Selbstgewissheit mir meine Eltern gegeben haben, allein dadurch, dass sie da waren, existierten. Sicher, ich war längst erwachsen und lebte mein eigenes, gutes Leben. Der Kontakt mit meinen Eltern war sehr freundschaftlich, wenn ich auch immer öfter die Rolle eines Kümmerers und Betreuers eingenommen habe, wenn es um so moderne Sachen wie Internet ging, Finanzen, Gesundheit, na ja, ihr wisst schon, so die typische besserwisserische Haltung halt, die doch irgendwie alle ihren älter werdenden Eltern entgegenbringen. Nennen wir es das Vorrecht der Jugend, die auch dann Jugend bleibt, wenn sei selbst schon 5 Jahrzehnte gelebt hat.
Doch eine Erkenntnis ist mir verborgen geblieben: welch ein Vorrecht es auch ist, ach was, Luxus, Heimat und Geborgenheit ist, Kind sein zu dürfen, und zwar so lange, wie es wenigstens einen Elternteil gibt.

Innerhalb von 6 Tagen wusste ich, dass man sich auch in seinen eigenen Vierzigern als Waise fühlen kann, so heftig war die Lücke, als beide für immer gegangen sind. Jetzt musste ich es nicht mehr erkennen, jetzt musste ich es in jeder Zelle spüren: Mensch, Andreas, du warst 50 Jahre lang Kind und hat nicht gewusst, wie leicht es sich lebt, so lange wenigstens einer deiner Eltern die Generationenfackel trägt. Zusammen mit meinem Bruder wurde mir die Fackel nun arg abrupt übergeben, und diese seltsame Kraft, und wenn die Eltern noch so tattrig und hilfsbedürftig sein sollten, diese Elternkraft ist weg und hinterlässt eine Lücke, die bleibt.

Nun – und jetzt wird es wieder ganz schnell total wohlstandsbildnerisch – nun ging mit dem Sterben meiner Eltern aber etwas vor sich, was ich lange nicht verstanden habe: In den wenigen Monaten vor und vor allem in denen nach dem Sterben der beiden sind mir Geldströme zugeflossen, die auch für mich auffällig, außergewöhnlich und teils geradezu unerhört waren – und zwar Geldströme aus allen mir bekannten und mir bis dahin noch unbekannten Ritzen, aus denen Geld strömen kann. Dabei habe ich maximal 20% meiner üblichen Aufmerksamkeit aufs Arbeiten und Wohlstandsbildner-Aktivitäten gelenkt; mir war Geld in dieser Zeit sowas von egal, der Tod rückt da die Prioritäten ganz schnell zurecht und ich war nur froh, kein Geld verdienen zu müssen, um für meine Eltern im Leben und im Tod da zu sein. Dennoch, diese Fülle ist bis heute nie wirklich versiegt.

Frequenz als Tor zum effektiven und effizienten Vermögensaufbau

Im Rückblick, als sich der Trauerschleier gehoben hatte, ist mir die Diskrepanz zwischen Einsatz und Ertrag dann schon aufgefallen und ich habe darüber gesprochen in meinem engsten Umfeld. Das war die Geburtsstunde eines Begriffes, wie ich ihn bis dahin nicht verwendet hatte: Frequenz. Mit dem Wort hat sich in weniger als einem Augenblick alles für mich geordnet und ein riesen Tor aufgestoßen, durch das ich auch heute immer aufs Neue durchgehe.

Erst mit diesem Begriff der Frequenz wusste ich, wie sich das in Gelddingen anfühlen kann wie damals in den besonders beseelten Stunden, als ich noch Musiker war: wenn nicht ich das Instrument spiele, um Musik zu machen, sondern die Musik mir die Hände führt, mir den komfortablen Platz des Zuhörerenden und Zuschauenden zuweist und den Rest eigentlich allein macht. Genau so war es jetzt auch mit Reichtum: Ich hatte ja keine Ahnung, wie sich auch dort Leichtigkeit, Effektivität und Effizienz anfühlen können.

Dass mich das Frequenzthema nun täglich begleitet und ein ganz eigener Wohlstandsbildner-Strang geworden ist, das ist für mich ein Ergebnis der Sterbebildung und wird immer das kostbarste Erbe meiner Eltern bleiben, das mit keinem Geld aufgewogen werden kann, nur mit Dankbarkeit.

Eine Nahtoderfahrung als Erinnerungshilfe für Finanzwissen

Grund Nr. 2: Gar nicht so lange nach dem Transformationstag meiner Eltern war ich selbst dran mit Sterben. Kerngesund und austrainiert reißt mir nach einem hochintensiven Ausdauer- und Krafttraining ein Gefäß, dummerweise ein Herzkranzgefäß. Anders können sich bis heute die Ärzte nicht erklären, warum mich ein Herzinfarkt der ganz dicken Sorte erwischt hat – ohne Diabetes, Übergewicht, Bluthochdruck, üble Cholesterinwerte, Rauchen, ungesunde Ernährung, genetische Disposition, ist ja alles völlige Fehlanzeige bei mir.

Doch diese Erfahrung hat mir mein Leben als kostbare Lehrstunde mit weitreichenden Konsequenzen wunderbar eingefädelt, denn ich bin nach dem Infarkt noch 20 Minuten nach Hause gefahren – ein braver Schwabe bricht schließlich nicht im Fitnessstudio zusammen, wo kommen wir denn da hin – und bin genau in dem Moment total zusammengeklappt, als schon ganze vier Sanitäter einsatzbereit im Wohnzimmer standen.

Die vier Notfallleute waren aber so gut ausgebildet, dass sie mich 27 Minuten am Leben oder besser: am Funktionieren erhalten haben, bis ich auf dem OP-Tisch wieder zu mir kam. Heute darf ich das wohl eine astreine Nahtoderfahrung nennen.

Ich will daraus jetzt gar keine mystische Erfahrung machen, ich lebe hier unter evangelisch geprägten Schwaben, und denen ist zu viel Mystik suspekt. Doch auch hier, mit dieser Sterbebildung am eigenen Leib, ging etwas Subtiles einher, was ich erst später so richtig begreifen sollte: Ich lag nach der OP, in der die Herzarterie freigemacht wurde, noch 24 Stunden auf der Intensivstation, vollgepumpt mit Blutverdünnungsmitteln und Adrenalin, weil mir erst jetzt die gewisse Dramatik der Geschehnisse klar wurde. Genau in dieser Zeit, ohne Handy, Stift und Block, stürzten Ideen, so massiv wie das Wasser der Iguaçu-Wasserfälle, auf mich herunter in einer Fülle, wie ich sie nicht kannte. In ganzen Blöcken, nicht als einzelne Information, sausten die Ideen in meinem Kopf herum. Ich habe Monate gebraucht, um alles zu ordnen und aufzuschreiben.

Seitdem hat sich mein ganz persönliches Verhältnis zum Tod erheblich entspannt und eine Menge, Menge Wohlstandsbildung auch im Sinne finanzieller Intelligenz ist hängengeblieben mit ganzen Zitaten, Anekdoten, Leitlinien, Strategien, Projekten und Aussichten, derer ich mir vor dem Nahtoderlebnis zumindest nicht bewusst war.

Mit Gesundheit, Ideen und Geld etwas voranbringen

Grund Nr. 3: Wenn drei Leute aus einer Familie in recht kurzer Zeit sterben, zwei davon definitiv und einer nahezu, dann kann das nicht folgenlos bleiben. Auch die Tatsache, dass Ärzte bei mir darüber staunen, wie ein so schwerer Infarkt keinerlei Narben im Herzen oder andere sichtbare Zeichen hinterlässt, auch das nehme ich als Wink in mehrfacher Hinsicht; so, als würde Gott persönlich mir zurufen, natürlich in bestem Schwäbisch, denn Gott selbst hat seinen heiden Spaß daran, mit Schwaben schwäbisch zum schwätza: „Kerle, 1. dein Job ist noch nicht vorbei. Du bist gesund, du hast Ideen, du bist nicht pleite, jetzt mach was draus. Was du bis heute verbockt hast, bringst du in Ordnung, was du nicht verbockt hast, das bringst du voran. 2. Kerle, du hast in kurzer Zeit gelernt, dass die ganze Geschichte rund ums Sterben eine ganz andere ist, als die, die immer erzählt wird. Darüber denk jetzt mal nach. Und dann schau, ob du nicht auch damit was anfangen willst.“

Kein Witz, so spricht Gott in Schwaben. Klare Ansagen, aber immer wohlwollend. Frei heraus, dennoch höflich. Nur das „Kerle“ signalisiert, dass auch Gottes Geduld nicht unendlich ist, denn auch ich benütze „Kerle“ immer dann, wenn meine Geduld am Ende ist. Patrick, ihr wisst schon, der tapfere Frankenpatrick, der kennt das „Kerle“ aus leidvoller Erfahrung, denn er wird immer dann Kerle genannt, wenn er oder ich die Dinge nicht mehr im Griff haben.

Also, ich soll aus dem ganzen Kuddelmuddel was machen. Ich habe für mich entschieden, was draus zu machen, indem ich meine Endlichkeit, die mich offensichtlich jederzeit bei bester Laune auch im Fitnessstudio ereilen kann, indem ich dieses ganze Tod-und-Sterben-Ding nicht mehr ausblende, sondern lerne, es als Teil meines Lebens zu integrieren.

Angstfreiheit vor dem Tod kostet Kirchen Geld

Ich kann euch sagen: Damit wird der Tod eine ziemlich lebendige Angelegenheit, und ich bin gewiss erst am Anfang, das wirklich zu erkennen, wie unfassbar lebendig es zugehen kann beim Sterben und beim Übergang wohin auch immer. Aber ich weiß, dass ich mit dieser Werbung der besonderen Art in gewissen Branchen wirtschaftlichen Schaden verursachen könnte: Man stelle sich vor, jeder hätte gar keine Angst mehr vor dem Tod, und das hätte den Kirchen zumindest im Mittelalter total ihre ganz spezielle Wohlstandsbildung mit dem Ablasshandel verhagelt. Ehrlich gesagt bin ich nicht sicher, ob sich seit dem Mittelalter so viel verändert hat; aber lassen wir das. Kämpft doch die Katholische Kirche mit vielen Millionen Austritten allein in 2020. Der bekommt Corona also auch gar nicht, und da will ich kein zusätzliches Öl ins Fegefeuer gießen.

Um eine lange Rede in eine Nussschale zu packen: Ich wollte der gesamten Hospizbewegung erhalten bleiben. Diese Bewegung, oder sagen wir besser: die hospizliche Haltung hatte unsagbar segensreich dazu beigetragen, dass meine Mutter in einem Umfeld sterben durfte, das in ihrem ganzen Leben noch nie so fürsorglich war, unterstützend, geduldig und liebevoll. Es gibt sie, die Pforten des Paradieses auf Erden, dachte ich, aber ich hätte nie gedacht, dass sie identisch sind mit denen, die sich nur für die letzten, oft sehr schweren Tage und Monate unseres Lebens öffnen.

Ein Investor arbeitet im Hospiz

Tja, und nun arbeitet ein Investor ehrenamtlich im Hospiz, und in diesem Paradies fliegen die Engel um ihn herum. Ich meine das absolut ernst und nicht kitschig, ich meine das im Sinne von Bodhisattvas, wie sie im Buddhismus bezeichnet werden. Im Hospiz sind das Engel auf zwei Beinen, viel zu schlecht bezahlt, mit viel zu viel Arbeit belastet, aber durch den täglichen Dienst an schwerstkranken und sterbenden Kindern und Erwachsenen erfüllt mit einer besonderen Lebendigkeit und vor allem Lebensweisheit. Dieses „Mach was draus“, das mir mein Schwabengott zugeflüstert hat, wurde für mich zum Auftrag: diese Qualität und Erfüllung zu suchen, indem ich die Hospizarbeit auf verschiedenen Ebenen unterstütze, vor allem durch Einsatz, oder besser gesagt durch Hingabe eines Teils meiner Lebenszeit.

Ich weiß: Wenn ich etwas von meiner Lebenszeit für die weggebe, die nicht mehr viel Zeit haben in ihrem Leben, dann füllt das nicht mein Zeitkonto, aber es füllt mein Wohlstandskonto. Dieses Konto hat, dem tieferen Wortsinn nachgespürt, natürlich wenig mit Geld zu tun, sondern viel mehr mit einem wohligen Stand im Leben.  Dieser Wohl-Stand ist auch mehr als „mit beiden Beinen auf der Erde bleiben“; der hat auch oft nicht so viel mit Wohlsein zu tun, denn mit Sterbenden zu tun zu haben ist keine seelische Wellnessbehandlung. Es ist ein Wohlstand, der viel mit Erfüllung zu tun hat. „Erfüllung“, eines meiner Lieblingswörter, weil da Fülle drinsteckt, Fülle auf weit mehr Ebenen des Lebens und des Sterbens, als ein wohliger Kontostand allein je bedeuten könnte. Doch keine Frage: Gegen ein dickes Konto hat auch ein erfülltes Leben noch nie etwas gehabt, ganz im Gegenteil, das ergänzt sich gegenseitig ganz hervorragend. Wäre es anders, bin ich auch sicher, hätte ich dahingehend von meinem Schwabengott schon was gehört; aber ich habe das gute Gefühl, dass der überhaupt nichts hat gegen Investoren, Wohlstandsbildung und Wertschöpfung. Sonst könnte ich mir auch nicht erklären, warum neben mir schon zwei andere Wohlstandsbildner die hospizliche Haltung voranbringen.

Leitlinie eines sterbenden Schwaben: Nur das Leben führen, das Freude macht

Bevor ich zum vierten und letzten Grund komme, wie Sterbe- und Wohlstandsbildung für mich gut zusammenpassen, eine kleine Begebenheit, die mir widerfahren ist mit einem Sterbenden. Das war ein wahrer Vollschwabe, mit dem breitesten Dialekt, wie ich ihn sonst nur bei einer Schwarzwälderin kenne und genieße, die übrigens – welch Zufall – im Hospiz arbeitet, dem ich verbunden bin. Ich werde den Tiefgang allein des Dialekts nicht ausdrücken können, denn ich bin ja nicht damit aufgewachsen und kann so ein Vollschwäbisch nicht ausreichend gut. Doch darauf kommt es auch nicht an, sondern auf den Inhalt seiner Worte. Es waren einfache, deftig formulierte Worte mit einer einfachen Botschaft, die aber Leitlinie sein kann für die, die zu lange Hamsterräder akzeptieren, die ihnen nur Stress bringen und keine Erfüllung, die nur dem Geld hinterherrennen, das dann doch nie reicht, die zu lange Bekanntschaften pflegen, obwohl die nur Energie rauben, sprich: es ist die Botschaft eines Sterbenden für Lebende, wohlgemerkt auch für Nicht-Schwaben, als Erinnerung an das, was wesentlich ist.

Da liegt er, hat nicht mehr lange zu leben, guckt mich aber hellwach und schelmisch an und flüstert mir zu:

„Herr Ogger, was ma bei uns im Schwäbischa sagt, dieses `Sei froh, wenn du z´frieda sei kannsch`, wisset Se was? Des is a saudommes Gschwätz. Machet Se was aus jedem Dag in Ihrem Leba, denn Se lieget do, wo i jetzt lieg, schneller, als Se wellet. Und wenn Se da liegat, dann sann Se erschd fuchsdeivelswild und dann so draurig über des, was Se viel z´lang hingnomma henn. Und Se ärgrad sich über den Schiss, den Se ghabt henn, daran was zum ändra.“

(Übersetzung ins Hochdeutsche: „Herr Ogger, wie man bei uns im Schwäbischen sagt, dieses `Sei froh, wenn Du zufrieden sein kannst`, wissen Sie was? Das ist ein saudummes Gerede. Machen Sie was aus jedem Tag in Ihrem Leben, denn Sie liegen dort, wo ich jetzt liege, schneller, als Sie wollen. Und wenn sie da liegen, dann sind Sie erst fuchsteufelswild und dann so traurig über das, was Sie viel zu lang akzeptiert haben. Und Sie ärgern sich über die Angst, die Sie gehabt haben, um daran etwas zu ändern.“)

Der Erbfall: Wie hinterlässt man ein großes Vermögen?

Grund Nr. 4: Auch unter Wohlstandsbildnern wird gestorben. Zum Glück nicht so viel, zumal eine Menge junger Wohlstandsbildner den Altersdurchschnitt drücken – jung für mich ist alles bis 40. Von 40 bis 60 ist man dann schon erfahrener, aber immernoch grün hinter den Ohren, dazu zähle auch ich mich. Ab 60 ist man dann erfahren, was nicht gleichbedeutend sein muss mit weise, und ab 90 ist jemand nicht alt, sondern einfach nur betagt. Gemessen daran, dass das Universum 13 Milliarden Jahre alt ist, kann ich nun wirklich nicht verstehen, wie jemand von uns je alt sein kann.

Hat nun ein Wohlstandsbildner seinen Continuation-Day gefeiert oder jemand aus seinem Umfeld, dann verknüpfen sich für mich Sterben und Wohlstandsbildung immer wieder. Denn dann werde ich zu Erbsachen gefragt, und nicht selten gibt es wegen kostbarster hinterlassener Investitionen Streitigkeiten. Das zu verstehen fällt mir dann immer schwer und ich würde den Leuten gerne die Leitlinie meines oben zitierten Vollschwaben mit auf den Weg geben, aber schon klar, das ist dann nicht Teil meiner Rolle.

Lukrative und erlöstere Lösungen für Erbstreitigkeiten

So manchen Erbkonflikt habe ich schon gelöst, indem ich einfach der Erbengemeinschaft die hinterlassenen Investments abgekauft habe. Ich mache da oft ein gutes Geschäft, der verstorbene Wohlstandsbildner bleibt mir dann mit jeder Ausschüttung lebenslang in guter Erinnerung, und die Erben ärgern sich dann über die Erbschaftssteuer, womit ich dann weniger zu tun habe.

Viel erlöster, angenehmer ist die Verbindung zwischen Sterbe – und Wohlstandsbildung, wenn noch junge Leute – also nicht mal 60-Jährige – auf mich zukommen wie zwei Hamburger Wohlstandsbildner vor Kurzem, und zwar zusammen mit ihrer betagten Mutter, die allerdings längst keine 90 war.
Die schauen allesamt dem Tod der Mutter ins Auge, dem Tod, der irgendwann und möglichst spät kommen wird, und haben keine Angst. Nun wissen sie aber, dass sie es mit Investitionen zu tun haben, die die Mutter und sie selbst sogar überleben könnten! Und dann stellt sich natürlich die Frage: Wer unterschreibt nun was? Wie stellen wir uns auf? Wie gestalten wir das Portfolio, dass die Mutter noch viel Freude dran hat und das Finanzamt irgendwann mal möglichst wenig?

Mit Steuerberatung hat das nichts zu tun, das ist Strategie, die mir auch viel Spaß macht. Und ich dachte immer, die Hamburger sind, wenn es ums Sterben geht, so verkniffen wie der Politiker Olaf Scholz und nur in Bayern wird herzhaft gestorben, am besten mit einer Schweinshaxn‘ und einem herzlichen „Ja Halleluja“ im Mund. Blödsinn, Andreas, werden jetzt alle Bayrischen Wohlstandsbildner denken, was für pseudoromantische Vorurteile du wieder über Bayern verbreitest und wie falsch du unsere norddeutschen Freunde einschätzt.

Einem Kind finanzielle Bildung beibringen oder es vor großen Summen schützen

Einerlei, wir wollen jetzt nicht vom Thema abkommen. Mensch, es ging doch ums Sterben. Passend ist allerdings der Wunsch von Wohlstandsbildner Björn, der mich noch vor Veröffentlichung von diesem Podcast erreicht hat, ich zitiere:

„Die Thematik eines strategischen Erbes bzw. Nachlasses eines Wohlstandsbildners wäre mal interessant zu beleuchten. Hier stellt sich u.a. die Frage: Wie hinterlasse ich z.B. meinem Kind die aufgefüllten und zahlenden Töpfe mit einem adäquaten, auszahlenden monatlichen Betrag, ohne das Kind mit einem riesigen Geldbetrag zu überfordern, vor allem wenn keine finanzielle Bildung vorhanden ist? Dasselbe gilt natürlich für den Partner etc.. Das Gründen einer Stiftung könnte hier ja vielleicht eine Rolle spielen.“

Hallo Björn, klar, das ist eine gute Frage, und ich nehme an, du erinnerst dich dabei auch an meine bald 24-jährige Tochter; die ist in jedem Lebensbereich ein heller Kopf, aber sie muss immer herhalten als finanziell ungebildet. Sollte sich das nicht ändern, werde ich ihr genau so eine Konstruktion hinterlassen, wie du sie angedacht hast. Ich kann hier offen über meine Tochter sprechen, denn sie hört meine Podcasts nicht, dazu bin ich zu wenig Celebrity und zu viel Vater…

Es kann jedenfalls gut sein, Björn, dass ich dem Thema mal einen eigenen Podcast widmen werde. Allerdings kommt vorher einer dazu, wie ich mein Kind und Kinder generell für finanzielle Bildung gewinnen kann; denn dann ermächtigen sie sich selbst und es müssen keine aufwändigen Konstruktionen gefunden werden als Schutz vor größeren Geldmengen. Die beste Zeit dafür zwischen 7 und 10 Jahren habe ich verpasst, denn vor 17 Jahren wusste ich selbst noch nicht, was ich meiner Ella hätte beibringen können.

Eine Stiftung als Möglichkeit Vermögen zu vererben

Andernfalls kann es in die Richtung einer Stiftung auf alle Fälle gehen, doch dazu werde ich mich in keinem Podcast ausführlich auslassen. Dazu sind die Möglichkeiten viel zu reichhaltig und müssen individuell von einem Stiftungsexperten zugeschnitten werden. Sowas kostet dann auch gut mal einen höheren 4-stelligen Betrag, und in einem kostenfreien Podcast werde ich den Kollegen nicht ihre Preise kaputtmachen. Doch vielleicht gibt es irgendwann ein eigenes Wohlstandsbildner-Webseminar als Anregung, das kann ich gut vorstellen.

Also denn, die vier Gründe sind nun beisammen und ich hoffe, ihr habt einen Einblick nehmen können, warum und wie sehr finanzielle Bildung und Sterbebildung für mich miteinander zu tun haben. Ich will mit dem Ganzen dem Tod in keiner Weise seinen Ernst und seine Schwere nehmen, denn beides nimmt gerade auch die Hinterbliebenen enorm mit. Nein, ich will dem Tod und unserem Sterben mehr Tiefe geben und so mehr Gewicht auf die eine Seite der Lebenswaage legen, damit es auf der anderen Seite so richtig nach oben gehen kann. Außerdem hat irgendein schlauer Mensch mal gesagt, ich finde das Zitat aber nicht mehr im Internet, um es dem richtigen zuzuweisen:

„Eine Sache mit Humor zu betrachten heißt nicht, ihr den Ernst zu nehmen.“

Spotlight Nr. 2 – Der Tod hat es gelehrt

Diese Auseinandersetzung mit dem Sterben meiner Eltern und mit meinem eigenen hat mich übrigens, Teilnehmer des Finanzseminars werden es längst wissen, zu einer Erkenntnis geführt, die mein Portfolio sofort auf eine ganz neue Ebene gestellt hat, viel stabiler, verwurzelter, weit weniger krisenanfällig, eben zu mehr Wohl-Stand auch im Portfolio geführt hat: zu Spotlight Nr. 2 eines lebendigen, ausgewogenen Portfolios.

Ab sofort, da freu ich mich schon drauf, kann ich mir im Seminar bei diesem Spotlight viele Erklärungen ersparen und muss nur noch fragen: „Hey Patrick da hinten, in welchem Podcast ging`s ums Sterben?“
Dann weiß er wie aus der Hüfte geschossen:
„Das war Nr. 16 der Hamsterrad-Reihe, und Podcast Nr. 35 insgesamt.“
Dann werde ich sagen: „Toll, dann kann ich mir ja jede weitere Erklärung ersparen!“
Worauf er sagen wird:
„Ja, wäre gut, wir sind mit der Zeit eh schon ziemlich hinten dran.“ Das sagt Patrick immer, als wäre er nur dafür da, mir zu sagen, warum ich im Finanzseminar immer überziehe. Aber jetzt gibt es ja diesen Podcast, dann sind Überziehungen Geschichte!

Seminar zur Wohlstandsbildung

Bleibt jetzt zum Schluss die Frage, was in Podcast-Folge Nr. 17 innerhalb der Hamsterrad-Reihe drankommt. Ich glaube, innerhalb der nächsten drei Folgen kommen die Finanz-Exorzisten. Das sind die, die sich einbilden, von finanzieller Bildung erleuchtet zu sein und in dem, was man tatsächlich finanzielle Bildung nennen kann, etwas geradezu Teuflisches sehen, einen Teufel, der unschuldigen, aber auf dem falschen Finanzweg wandelnden Schafen ausgetrieben werden muss. Und oft genug haben sie Erfolg damit, worauf ich mich immer wieder frage: Warum tue ich mir dieses Hamsterrad auch noch an.

Bis dahin wünsche euch: Frohes Radeln im Hamsterrad, aber gerne nur in denen, die euch Freude machen.

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