#89 Über Reichweite und das Glück einer Niederlage

Podcast-Dauer: 45:56

Shownotes:

Klassikradio mit 3 Minuten-Episoden von Andreas:

www.wohlstandsbildner.de/klassikradio


Andreas als Gitarrist:

Astor Piazzolla, Cinco Piezes 1. Satz Campero: https://www.youtube.com/watch?v=pTuN5JTs2To

Astor Piazzolla, Cinco Piezes 5. Satz Compadre:   https://www.youtube.com/watch?v=iQ55TMD7KfM

Giacinto Scelsi, Ko-Tha (Drei Tänze des Shiva): https://www.youtube.com/watch?v=fQZ2tECxDzg&t=2s


Christine Schaarschmidt
mit den Word Wizards:

https://www.copysensation.de/

https://www.wordwizardmastery.com/

Der Schlüssel zu unternehmerischem Erfolg: Reichweite aufbauen

Wer heutzutage als Unternehmer mit einer guten Idee unterwegs ist, der ist gezwungen, sich mit einer zentralen Kennzahl zu beschäftigen: Wie viele Leute erreicht er mit seiner Idee in welcher Zeit? Wie können überhaupt Menschen dafür gewonnen werden, sich näher mit seiner Idee zu beschäftigen, dass sie diese vielleicht sogar kaufen?

Ich rede von der Kennzahl der Reichweite: schwierig zu messen, immer ein Anlass zur Hoffnung, aber auch oft ein Grund größerer Enttäuschung, wenn die Reichweite einer Werbemaßnahme nicht wie versprochen konvertiert, wie die Werbebranche sagt, wenn also viele Klicks gewonnen wurden, aber nichts Zählbares bei rüberkommt.

Wie kommt als Musiker an Konzerte?

Meine ersten professionellen Bemühungen um Reichweite habe ich als Musiker unternommen: Ich war Ende 20 und in Vorbereitung auf mein bis dahin wichtigstes Konzert. Es ging um das Prüfungskonzert zum Abschluss der Solistenklasse, der höchste Studierstufe, die es in Deutschland für einen Konzertmusiker gibt.

Zwei Jahre habe ich das Programm einstudiert. Für den Soloabend wollte ich es nun unter realen Bedingungen trainieren, und das geht nur mit Publikum, um 1. reichlich Auftrittspraxis zu gewinnen und Feedback einzuholen und 2. um natürlich Reichweite aufzubauen! Wie aber komme ich an Konzerte ran ohne professionelles Management, das normalerweise kein Student hat?

Meine Idee war einfach: In Kirchen klingt die zarte klassische Konzertgitarre meistens großartig, denn wir brauchen den Raum als natürlichen Resonanzverstärker. Also habe ich im Umkreis von 30 km Kirchen angeschrieben und angeboten, völlig kostenfrei mein Konzertprogramm bei ihnen zu spielen.

Von ca. 60 oder 70 Kirchengemeinden, mit denen ich dann zu tun hatte, wollten etwa 15 das Konzert haben. 15 Konzerte, das war genau der Trainingsparcours, den ich durchlaufen wollte. Drei Erkenntnisse sind mir aus dieser Zeit besonders in Erinnerung geblieben:

  1. Mein Prüfungskonzert fand im Februar statt. Also musste ich alle Vorbereitungskonzerte im Winter absolvieren, heißt: Mit klammen, oft tauben Fingern in eisigen Steinkirchen spielen. Es war fürchterlich, aber es war auch ein Anlass, um ein Experte zu werden für Taschenwärmer, für verschiedenste Sorten von Wolle, für durchblutungsfördernde Substanzen und für warme Gedanken.
    Die Kälte war ein Ärgernis, aber zugleich das beste Training überhaupt, denn: Wenn ich 100% der Sprünge und Spreizungen der linken Hand und die schnellen Läufe und Akkordrepetitionen der rechten Hand mit halbtauben Fingern hinbekomme, dann habe ich mit warmen Fingern 170 % zu Verfügung. Sollte ich also bei der Prüfung im warmen Konzertsaal der Stuttgarter Musikhochschule einen schlechten Tag haben und nervös sein, dann habe ich einen Puffer von 70%! Das war ungemein beruhigend ist – so, wie bei einer Firma, die hohe Liquiditätsreserven aufgebaut hat und die sie in schlechten Zeiten abrufen kann.
  2. Viele denken, 15 Mal innerhalb von 3 Wochen das gleiche Programm zu spielen, wäre langweilig – denn das war ein bisschen auch meine Befürchtung. Es war aber ganz anders: Die Musik wurde für mich mit jedem Abend interessanter, weil ich immer souveräner und deshalb freier die Architektur der Stücke und die Gefühle darin erleben konnte. Ich wurde immer mutiger, ging größere Risiken, konnte quasi den Balanceakt zwischen technischer Machbarkeit und emotionalem Ausdruck in immer höhere Höhen verlegen. Die Glücksgefühle, wenn dann ein paar Phrasierungen dieser Art gelingen, sind unbeschreiblich.
  3. Und dann war noch dieser Nebeneffekt mit der Reichweite! Manchmal saßen nur 15 Leute im Konzert; aber wenn auch nur einer dabei ist, der so begeistert ist, dass er danach drei Konzerte ermöglicht durch beste Kontakte zu Dirigenten, Chorleitern und Organisten, dann ist das eine traumhafte Konvertierungsquote. Mit der Mühsal dieser Konzertreihe habe ich mir einige Kontakte verdient, die mich die gesamte Musikerkarriere bereichert haben. Ich habe also gelernt: Es muss nur ein Richtiger dabei sein, und alles kann abheben. Aber den einen findet man eben oft erst durch das Gesetz der großen Zahl, und das ist nichts anderes als: Reichweite.

YouTube-Videos aus einer vergangenen Karriere

Wer sich für Musik interessiert und den Andreas Ogger in jung als Gitarristen erleben will: Das Solo-Abschlusskonzert zur Solistenklasse im Jahr 2001 ist komplett auf YouTube anzuschauen und anzuhören. Jedes Stück in einem eigenen Video zwar, aber immerhin. In den Shownotes findet ihr drei Links zu Stücken, die ich kurz kommentieren will:

Das Stück eines Italieners ist meines Wissens die einzige Videoaufnahme eines Stücks, das Ko Tha heißt und den Tanz des Shiva beschreibt. Shiva ist Sanskrit und heißt Glückverheißender, dabei ist Shiva im Hinduismus der Gott der Zerstörung. Also, wenn alles kaputt geht, dann an Shiva denken, vielleicht bringt das Glück. Jedenfalls geht es im Mittelteil entsprechend wild zu und die auf den Knien liegende Gitarre wird zum Schlaginstrument. Was da so improvisiert aussehen mag, das ist – man möge in der Partitur mitlesen – Schlag für Schlag notiert. Ein Mal Hören reicht allerdings nicht, um die Mystik und Magie dieser großartigen Komposition zu erahnen.

Melodiöser, aber nicht weniger leidenschaftlich, wird es mit dem ersten und letzten Satz einer Suite von Astor Piazzolla, die ich an den Schluss des Konzerts gesetzt habe. Da war ich restlos warmgespielt, alles lief gut bis dahin, ich konnte mich so richtig dem Flow hingeben. Klar verspiele mich auch wenige Male, was bei den aus heutiger Sicht haarsträubend forcierten Tempi kein Wunder ist; aber die Bässe kommen satt, die Höhen singen wie Nachtigallen, da ist es schon schade, dass die Videos nur so wenige Daumen-Hoch bekommen, um etwas bekannter zu werden. Vielleicht mag der eine oder andere da helfen.

Ich weiß, ich wollte ja über Reichweite reden. Doch das war jetzt mal wieder eine Gelegenheit zu beweisen, was viele nicht so richtig für möglich halten: Ich war nicht immer Investor und Wohlstandsbildner.

Ich war ein Vollblutmusiker, auch, wenn ich heute keinen Ton mehr spiele – was allerdings nur Musiker verstehen können, glaube ich. Und deshalb war ich ein Vollquereinsteiger in die Welt der Finanzen, der damals nicht mal wusste, dass es sowas wie finanzielle Bildung und strategischen Vermögensaufbau überhaupt gibt. Und der sich nicht vorstellen konnte, wie es sich anfühlt, sich ohne Anstrengung ein für alle Mal finanziell freizuschaufeln mit ein bisschen Zeit, Interesse und den richtigen Instrumenten. Das soll aufs Neue die Zögerlichen ermutigen, ihre Finanzen planvoll anzupacken und nicht einfach irgendwie laufen zu lassen.

Reichweitenaufbau per Radio bei 1 Millionen Hörern pro Tag

Doch nun zurück zum Wohlstandsbildner, der ich heute bin und der auch heute Reichweite aufbauen will – und das probiere ich jetzt im Radio! Ich war mal kurz im Fernsehen, aber im Radio habe ich noch nie über Wohlstandsbildung gesprochen. Doch jetzt gibt es die Premiere, so kurz sie auch sein mag: Am Montag, dem 10. April 2023 um 09.27 Uhr und um 14.27 Uhr hört man mich genau eine Minute lang wohlstandsbildnern – und zwar auf dem Sender, der zu einem ehemaligen klassischen Gitarristen passt: auf Klassikradio. Pro Tag gibt es ab dem 10.04. bis Ende der Woche zwei Episoden, tatsächlich nur zu je einer Minute – schließlich zählt im Radio jede Sekunde, und mehr als 60 Sekunden habe ich nicht bekommen. Dabei gibt es insgesamt nur drei Episoden; und die werden ständig wiederholt, damit jeder die Chance hat, bis zum Wochenende alle drei mitzubekommen.

Großartig in die Tiefe kann ich da natürlich nicht gehen, aber wer weiß? Vielleicht ist so eine Minute der letzte Windhauch, den jemand braucht, um seine Tür zu neuen Finanzwelten und Vermögensverhältnissen zu öffnen. Nach der Woche können die Episoden auch auf einer Landingpage nachgehört werden, die mir Klassikradio freundlicherweise eingerichtet hat. Die URL lautet www.wohlstandsbildner.de/klassikradio und ihr findet sie in den Shownotes. Allerdings wird diese Seite nur einige Monate existieren, also gleich reinschauen.

Mir hat diese Radioproduktion, so klein sie auch war, mords Spaß gemacht, und ich bin sehr gespannt, ob von den 1 Mio. Klassikradio-Hörern pro Tag auch nur 100, also 0,01 %, aufmerksam werden auf den uralten Weg der institutionellen Geldvermehrung, der nur Kleinanlegern so neu erscheint. So viel potentielle Reichweite hatte ich jedenfalls noch nicht und ich werde gerne in einem späteren Podcast berichten, wie viel Bewegung es da gegeben hat. Vielleicht inspiriert das die Unternehmerinnen und Unternehmer unter euch, es dann auch mit kurzen Einspielern im Radio zu versuchen.

Und was hat Reichweite mit der Wohlstandsbildner-Strategie zu tun?

Ganz einfach: Ohne Reichweite gibt es keine Rendite aus Wertschöpfungsketten! Es zählt nicht, was wir alles Tolles produzieren. Es zählt, was möglichst viele Leute für ihr Leben haben, nützen, konsumieren wollen. Und wenn wir mit unseren Agrikultur-Investments, sagen wir mal, die Tomaten mit dem fruchtigsten Aroma und dem leuchtendsten Rot auf den Markt bringen – wenn wir nur 200 Menschen erreichen, haben wir nicht einmal die Unkosten eines einzigen Gewächshauses eingespielt.

Der Markt muss möglichst groß sein, und er muss einen möglichst großen Bedarf haben an dem, was wir anbieten. Das ist die Grundlage einer jeden guten Idee, die dauerhaftes Einkommen generieren soll. Doch jetzt kommt der entscheidende Schritt: Wir müssen diesen Markt irgendwie erreichen mit unserem Angebot! Am Ende einer Wertschöpfungskette, bevor sie zählbaren Wert für ihre Investoren schafft, geht es immer und überall um den Knackpunkt Vertrieb und Verkauf. Mit einem Wort: es geht immer um Reichweite.

Egal, ob es sich um Tomaten, Paprika, Kräuter oder Erdbeeren, die wir ganzjährig ernten, handelt – immer wieder stellen wir uns die Frage, wie wir mehr Reichweite erzeugen können. Reicht ein Großhändler? Oder nehmen wir einen zweiten dazu, der auch Wochenmärkte am Wochenende beliefert? Wie gestalten wir das Delivery-Geschäft mit Gemüsekisten, die wir vor der Haustüre abliefern? Wie positionieren wir uns mit diesem Lieferdienst im Internet? Oder machen wir es wie Bofrost, der mit seinen Eiswagen durch die Straßen fährt und an der Haustür fragt, ob etwas gebraucht wird? Und können wir nicht auch Reichweite erzeugen mit Tomaten, die genießbar sind, aber nicht schön aussehen? Wie viel also kostet eine Maschine, die Ausschusstomaten in Tomatenmark verwandelt? Oder aus Paprika gedünstetes und eingelegtes Gemüse? Aus frischen Erdbeeren gefrorene Erdbeeren auch für den Export in weit entfernte Gegenden?

Generell wird es spannend, sobald wir das Internet und verschiedene Versandformen in unserer Wertschöpfungskette mit einbeziehen können. Dann geht es um die sog. Reichweitenkompatibilität.

Die ewige Suche eines Unternehmers: Reichweite erzielen

Herrlich, was? So viele Möglichkeiten. Wir als Investoren übrigens haben mit diesen Fragen weniger zu tun, denn das gehört zum operativen Geschäft vor Ort. Doch wir haben es mit den Antworten zu tun, so wie vor einigen Tagen auf einer der Jahreshauptversammlungen. Dort hat uns der Emittent per Videokonferenz Bericht erstattet, wie es läuft mit diversen Supermärkten, die eine Gruppe von rund 60 Wohlstandsbildnern aufgebaut haben. Und dann hören wir davon, was läuft und was nicht läuft; und dann hören wir, wie daran gearbeitet wird, wie zum Laufen gebracht wird, was nicht läuft und welche Gewinne verteilt werden können, wenn es läuft.

Das ist die ewige Diskussion um Reichweite. Das ist ein so lebendiger Prozess, der nie zur Ruhe kommt, weil sich Aufmerksamkeit, Bedürfnisse, Ansprüche, Moden und das ökonomische Umfeld ständig wandeln – und damit das, was Reichweite erzielt und was nicht.

Das Zauberwort ist auch hier: Loslegen. Einfach machen, wenn man ein klares Wofür vor Augen hat: Wofür mache ich das? Und dann hast du vielleicht wie einst ich als Musikstudent 60 Adressen. 15 wollen dein Angebot. Unter diesen 15 ist einer, der dich an 230 weitere Adressen vermittelt. Von denen wollen schon 70 dein Angebot, unter denen sich drei finden, die Ideen haben für 1000 Interessenten. Und wer jetzt nicht vorschnell satt und zufrieden ist, sondern sein Hamsterrad klein hält und nach weiterem Wachstum sucht, der kann nur eins werden: erfolgreich. Und reich.

Das ist der Weg. Das ist die Ordnung der Dinge. Das ist Wohlstandsbildung.

 

Über Radio-Spots und Investmentkongresse: Was Reichweite kostet

Wer sich erinnern mag: Am 23.03. ging es los mit dem im März-Podcast beworbenen Investment-Kongress von und mit Michael Menter. Mein Interview konnte am Samstag, dem 25. März, für 24 Stunden gestreamt werden. Wohlstandsbildner Robert aus Stuttgart hat mir rückgemeldet, dass er an diesem Gespräch erfrischend fand, mal eine Stimme zu hören, die nicht die sog. Drei-Speichen-Regel als Dauerschleife wiederholt – ihr wisst schon: Aktien, Wohnimmobilien, Edelmetall; wahlweise auch Aktien, Anleihen, Wohnimmobilien. Nein, ich habe meine eigenen drei Speichen präsentieren dürfen, auch, wenn es die Speichen institutioneller Investoren sind: Infrastruktur, Value Add-Immobilien, Agrikultur.

Ich selbst habe als Teilnehmer an dem Kongress wie angekündigt in die Gespräche mit Wolfgang Grupp und Jack Nasher reingehört. Trigema-Chef Grupp rustikal und frei raus wie immer, umso geschniegelter und eingeübter der Prof. Nasher. Ich denke, beide haben geliefert, was von ihnen erwartet wurde. Enttäuscht hat mich, dass aus unerfindlichen Gründen Gerald Hörhan aus dem Referentenaufgebot geflogen sein muss; er ist plötzlich verschwunden. Da ich mich auf ihn besonders gefreut habe, war ich da schon etwas enttäuscht.

Nun will ich ein Geheimnis lüften, das gar keines ist – es wird nur so selten direkt danach gefragt, dass es wie ein Geheimnis erscheint. Die Frage ist: Wie läuft das mit der Teilnahme an so einem Kongress? Oder an einer Gesprächsrunde im Fernsehen? Oder als Gast im Radio? Werde ich da eingeladen und dafür bezahlt oder muss ich etwas bezahlen?

Nachdem sogar das deutsche Bundeskanzleramt Journalisten großzügig bezahlt, um sich mit Interviews in ein angenehmes Licht zu rücken, seitdem ist diese Frage nicht mehr pauschal zu beantworten. Generell gilt:

Reichweite hat immer ihren Preis.

Oder anders ausgedrückt: Je mehr Aufmerksamkeit du haben willst in einer von Informationen und Werbung überfluteten Welt, desto teurer wird es – ob du nun mit Fernsehen, Radio, Google- oder Instagram-Kampagnen wirbst.

Nun ist die Frage, wer diesen Preis bezahlt!? Auch das ist einfach: Je mehr ich darum kämpfen muss, dass ich Zuschauer oder Zuhörer bekomme, einfach, weil ich weitgehend unbekannt bin, dann zahle ich den Preis. Bin ich hingegen schon bekannt, weil prominent oder sonst wie interessant, dann zahlt das Publikum den Preis. Das nennt man etwa eine hohe Einschaltquote.

Um Beispiele zu nennen: Da gibt es prominente Politiker mit streitbaren, also interessanten Thesen wie Sarah Wagenknecht, Gregor Gysi, Wolfgang Kubicki. Oder prominente Unternehmer wie Wolfgang Grupp, bekannte Bücherautoren wie Gerald Hörhan – diese Leute lassen sich normalerweise bezahlen dafür, dass sie viel Aufmerksamkeit erregen für die Plattform, auf der sie sprechen sollen. Sie liefern der Plattform die Quote, und dafür bekommen sie Geld.

Wenn nun aber ein noch unbekannter Politiker, Unternehmer, Comedian oder Finanzexperte irgendwo eingeladen werden will, dann haben sie selbst für die Quote zu bezahlen, die sie von der Plattform bekommen. Aufmerksamkeit kostet immer. Und mit jedem weiteren Tag auf Erden kostet Aufmerksamkeit immer mehr, denn alles wird größer: das Internet, die Taktrate geschalteter Werbung, die Anzahl der Menschen, das Angebot an Ideen.

Je lauter die Welt wird, desto lauter muss du schreien, um gehört zu werden.

Das bedeutet: Wer heute bekannt ist, hat viele Jahre zuvor viel Geld oder viel Lebenszeit investiert, um bekannt zu werden. Wer morgen ebenso bekannt werden will, muss heute um ein Vielfaches lauter trommeln, heißt: mehr Geld oder mehr Lebenszeit investieren, um so populär zu werden. Ist auch eine Form der Inflation. Aufmerksamkeitsinflation. Manche überwältigt diese Anstrengung, die dafür in Kauf genommen werden muss und melden sich gleich für die Beamtenlaufbahn an; andere spornt eine immer größere Welt mit ihren immer größeren Möglichkeiten nur an. Es ist eben die Frage, in welchem Umfeld man aufwächst:

Wächst man in Deutschland auf? In einem Land, das mehr Beamte als je zuvor zu versorgen hat, wo der Fokus auf Sicherheit, Garantien und Umverteilung liegt mit einer weltweit einzigartig niedrigen Anzahl an geleisteten Arbeitsstunden? Oder wächst man in Amerika bzw. China auf mit einer brutalen, oft selbstmörderischen, aber effektiven Auslese der besten Köpfe und Ideen im Sinne des Survival for the fittest, wo 100-Stunden-Wochen viele Jahre normal sind? Ich will hier jetzt gar keinen Systemvergleich anstreben, das ist nicht Thema des heutigen Gesprächs. Es soll nur verdeutlichen:

Bekanntheit zu erlangen ist immer, ohne eine einzige Ausnahme, ein Knochenjob.

Das gilt auch für viele reiche und reich gewordene Menschen: Sie stehen im Rampenlicht, sind interessant, ihre Meinung zählt. Ob das nun Christian Ronaldo mit dem Fußball ist, Dieter Bohlen mit Chery, chery Lady und derben Sprüchen, Donald Trump mit seinen Lügen oder Kylie Jenner mit ihrer Kosmetiklinie – alle diese Leute haben einen Großteil ihres Lebens dafür gegeben, um heute so viel Aufmerksamkeit zu bekommen. Die zahlen nichts mehr, um interviewt zu werden; sie werden dafür bezahlt, dass sie überhaupt ihren Mund aufmachen.

Mich dagegen kennen vielleicht grob geschätzt 10.000 bis 15.000 Menschen, wenn ich an meine Podcasthörer denke, die Seminarteilnehmer und aus meiner Vorwohlstandsbildnerzeit die Zuhörer und Patienten. Das ist im Vergleich so gut wie unbekannt. Wenn ich also eingeladen werde, einen Artikel in einer Zeitung zu schreiben, an einem Kongress teilzunehmen oder im Radio was zu sagen, dann heißt das: Ich werde dazu eingeladen, Geld hinzulegen für die Chance auf Reichweite.

Das ist der Weg, sagen wahre Mandalorianer dazu, das ist der ganz normale Weg zur Verbreitung der Wohlstandsbildner-Idee!

  • So hatte der Investment-Kongress seinen Preis, wobei die Anzahl derer angerechnet wurde, die sich über den Ogger-Affiliate-Link angemeldet haben. Klar, die Reichweite, die ich mitbringe, für die muss ich nicht extra bezahlen.
  • So haben die kleinen Episoden im Klassikradio ihren Preis – wobei erleichternd für mich dazu kam, dass mich das Radio tatsächlich haben wollte als jemanden, der einmal nicht das allübliche Finanzindustriezeug absondert – Stichwort Drei-Speichen-Regel.

Und manchmal, was schönerweise immer öfter vorkommt, werde ich von geschlossenen Kreisen eingeladen, über meine Wohlstandsbildner-Idee zu berichten: Von einer Runde mit Apothekern habe ich in einem früheren Podcast berichtet. Oder Mandanten laden mal 10 oder 20 Freunde ein, von denen sie wissen, dass sie dankbar sein könnten für etwas Orientierung. Oder ein Winzer beruft für seine 7 Winzerkollegen eine Videokonferenz mit mir. Und erst vor wenigen Tagen war ich in einer Runde mit Christine Schaarschmidt, auch einer Wohlstandsbildnerin. Christine ist aber vor allem Kommunikationsexpertin, eine Meisterin des geschriebenen Wortes. Sie lehrt ihren sog. Word Wizards, wie sie mit Klarheit, Empathie und Echtheit Kundenbeziehungen aufbauen und pflegen. Zwei Links zu ihr habe ich in die Shownotes gepackt.

Christine hat mich eingeladen, um in einer lockeren Videokonferenz Fragen ihrer Word Wizards zu beantworten. Das kostet sie und mich nichts außer Zeit: Sie schafft ihrem inneren Zirkel einen Mehrwert mit neuen Ideen, wie Vermögensaufbau gelingen kann; und ich gewinne vielleicht den einen oder anderen Word Wizard als Wohlstandsbildner irgendwann. Das gelingt nicht immer, doch das Gesetz der großen Zahl, das Gesetz der Reichweite, sorgt früher oder später immer für einen fairen Energieausgleich, weshalb ich für solche Win-Win-Experimente immer zu haben bin.

Das Glück einer Niederlage und Die Instrumentalisierung von Freundschaften

Björn Jakoby, einer meiner wackeren Wohlstandsbildner-Mitarbeiter, hat mich nach meinen Erfahrungen gefragt zu einem heiklen Thema. Björn war schon Stichwortgeber einiger Themen, die ich im Podcast verarbeitet habe, daher danke auch für diesen Impuls.

Es geht um die Vermischung von Geschäftlichem und Privatem. Besonders heikel ist das nun mal in der Finanzbranche, denn dort geht es im Rahmen des Geschäftlichen immer und ohne Umwege um? Geld. Du gewinnst Geld oder du verlierst Geld. Und wer es verliert, der macht seine Erfahrungen mit dem Sprichwort: Beim Geld hört die Freundschaft auf. Reden wir also darüber, und ich will dieses Thema verknüpfen mit dem Segen, der tatsächlich in Niederlagen liegen kann. Denn kommen diese früh genug, dann ist man vielleicht geschützt davor, viel Geld von Freunden aufs Spiel zu setzen.

Ich bewege mich nun seit bald 20 Jahren professionell, also auf geschäftliche Weise, in der Finanzwelt. Schon gleich zu Beginn ging es fröhlich los damit, geschäftliches Geld und privates Geld nicht zu trennen. Während meiner Börsenzeit habe ich, nicht zu fassen aus meiner heutigen Perspektive – Geld von Familienmitgliedern und engen Freunden in meinen eigenen Börsenhandel mit einbezogen. Das war eine hochgradige Vermischung von Business und Privat.

Man hat mir vertraut, ich war selbstbewusst und ich hatte auch ein ziemlich großes Mundwerk, weil mir Verluste in der ersten Zeit unbekannt waren – leider, muss ich sagen. Und das verdient eine Erklärung:

Kleine frühe Fehlschläge sind mehr Segen als Verlust

Hätte ich doch gleich Geld verloren, und zwar nur mein eigenes Geld, dann – ja, dann würden vielleicht so einige Freundschaften heute noch bestehen. Aber ich war zu Beginn zu erfolgreich in der Anwendung der sog. Kerzenchartanalyse:

Diese bestimmten Kombinationen von bildlich dargestellten Börsenkursen haben mir den Kursverlauf so angezeigt, wie ich es vermutet habe; und weil das knapp ein Jahr gut ging – was eine lange Zeit an der Börse ist – hat man in mir schon den Wundergeldvermehrer gesehen.

Aber kurzfristige Erfolge entpuppen sich langfristig zuweilen als Niederlagen. Im Rückblick bekommen dann diese Erfolge einen bitteren Nachgeschmack. Zum Glück reden wir hier noch immer über Geld, und das kann, auch, wenn es noch so schmerzhaft erscheint, ersetzt werden oder zumindest: Das Leben geht auch nach Verlusten weiter.

Doch es gibt einen anderen Bereich, wo kurzfristige Erfolge irgendwann nicht nur in Geldverlusten, sondern wortwörtlich tödlich enden. Und mich lehren diese Lektionen aus der Fliegerei mittlerweile Demut bei Erfolgen aller Art, vor allem, wenn sie sich schnell einstellen. Erlaubt mir, liebe Podcast-Hörer, mal wieder einen Einschub mit dem Ausflug in die Fliegerei, denn wenn er für mich lehrreich ist, ist er es vielleicht auch für dich. Und da geht es um die Definition von Erfolg und Misserfolg sowie um das Thema Fehler, die man macht, die aber leider nicht bestraft werden, was fatale Folgen nach sich ziehen kann.

Checklisten: Nervige Pflicht oder Lebensversicherung?

In der Fliegerei gibt es für alles und jeden eine Checkliste. In der kommerziellen Fliegerei machen sich Piloten schwer haftbar, wenn sie diese Listen nicht vor jedem einzelnen Flug durchgehen, und wenn sie mit ein- und demselben Flugzeug an einem Tag München-Mallorca zwei Mal hin- und zurückfliegen, was für Kurzstreckenpiloten durchaus öfter vorkommen kann. Dann dürfen sie innerhalb von wenigen Stunden vier Mal die immer gleichen Routinen durchgehen.

Die kommerzielle Luftfahrt ist hier sehr restriktiv und Schlampereien werden so gnadenlos verfolgt wie anderswo Straftäter; das macht sie so sicher. Ihr wisst ja: Das Flugzeug ist das bei Weitem sicherste Transportmittel, gemessen an den zurückgelegten Kilometern pro Passagier. Tatsächlich verunglücken danach gemessen mehr Menschen mit dem Zug, und mit Abstand am gefährlichsten ist es mit dem Auto.

Ganz anders aber in der privaten Fliegerei, in der ich zuhause bin. Da gibt es auch Checklisten, und Piloten sind auch verpflichtet, diese Checklisten anzuwenden. Und wenn ich einen 20-minütigen Hupfer an den Bodensee nach Konstanz mache, und dort nach 5 min wieder in den Flieger einsteige, um weiterzufliegen nach Friedrichshafen – dann geht alles wieder von vorne los mit diesen Checklisten, und die kosten wieder Zeit, wenn man doch eigentlich nur schnell wieder in die Luft will.

Warum mit Checklisten in der Privatfliegerei oft geschlampert wird

Deshalb nehmen diese Checklisten viele meiner Kollegen nicht so ernst. Warum auch? Sie haben die Abläufe ja schon mehrere 1000 Mal trainiert, da weiß man doch blind, welches Schalterle in welcher Reihenfolge wo umgelegt werden muss. Und tatsächlich geht es auch hunderte Male gut, der jeweilige Pilot ist stolz auf seine vielen Flüge, die doch immer smart verlaufen sind, auch ohne diese nervenden Checklisten.

Und dann geht es diesen bis dahin so erfolgreichen Piloten vielleicht wie dem, der vor gar nicht so langer Zeit zusammen mit einem Freund eine kleine Runde drehen wollte. Nun muss man als Vorbemerkung dazu wissen: Wenn Unfälle in der Kleinfliegerei passieren, dann meistens während der sensiblen Flugphasen, also während des Starts und der Landung. Gerade beim Start ist der Pilot mit seiner ganzen Aufmerksamkeit gefordert, da gibt es viele Dinge gleichzeitig zu überwachen; wenn jetzt irgendetwas nicht funktioniert, wie es soll, dann kann da nicht groß auf Fehlersuche gegangen werden, denn du hängst schräg in der Luft, hast eine schlechte Sicht und das Fliegerle muss exakt in bestimmten Parametern geflogen werden. Genau deshalb gibt es Checklisten, um das Risiko von Fehlern während des Starts möglichst nicht aufkommen zu lassen, weil sie so schnell verheerende Folgen haben können.

Wie scheinbare Erfahrenheit zwei Piloten das Leben kostet

Was macht nun besagter Pilot? Er startet und wundert sich nach dem Abheben, dass das Flugzeug so ungewöhnlich steil steigt. Steil heißt aber auch immer, er ist näher am Punkt eines Strömungsabrisses, der ihn, umgangssprachlich ausgedrückt, abschmieren lässt. Also drückt er den Steuerknüppel nach vorne, damit die Nase etwas runtergeht und mehr Strömung an den Tragflächen anliegen kann. Der Flieger verringert auch für kurze Zeit seine Steigrate, aber dann hebt sich wieder die Nase steiler in den Wind. Sie haben keine 100 Meter erreicht, da verliert das Flugzeug seinen Auftrieb komplett und kippt ab. Es abzufangen in dieser geringen Höhe ist unmöglich, die beiden schlagen unweit der Piste auf und sind sofort tot.

Die BFU, die Bundestelle für Flugunfalluntersuchung, stellt fest: Ein kleines Ruder, das an der Flosse des Höhenruders angenietet ist, das stand voll ausgeschlagen auf heck- bzw. schwanzlastig, wie es in der Fliegerei heißt. Offensichtlich hat der Pilot im Steigflug nicht bemerkt, dass sein sog. Trimmrad noch auf der Stellung für die vorherige Landung eingestellt war. Hätte er die Checkliste durchgearbeitet, wäre er an den Punkt gekommen, der da wörtlich heißt: „Trimmrad auf Startstellung.“ Und dieser Flug wäre so normal verlaufen, wie die Hunderten seiner Flüge zuvor auch. Aber er hat das Trimmrad vergessen, nur einen einzigen Punkt zum Abhaken! Einen von 20 nervenden Punkten, die nun mal geprüft gehören.

Und geübt, wie er war, hat er 19 davon souverän aus dem Kopf heraus repetiert. Wir wollen vor dem Freund doch zeigen, wie locker wir alles im Griff haben und ihn nicht warten lassen! Aber dieser eine Punkt in der Checkliste, den er ausnahmsweise vergessen hat zu repetieren, der hat ihn und seinen Freund das Leben gekostet, weil er gar nicht oder nicht rechtzeitig im Stress der Startphase nach unten geschaut hat, um zu sehen, dass das Trimmrad gegen ihn arbeitet und er dem Steuerdruck, der dadurch entsteht, auf Dauer nicht gewachsen war.

Nun zurück zu der Frage nach Erfolg und Niederlage: Ist ein Pilot mit tausenden Stunden im Flugbuch noch ein erfolgreicher Pilot, wenn er am Ende durch einen Fehler, den nur er zu verantworten hat, sein Leben verliert?

Wer erfolgreich ist, zeigt sich erst mit der Endabrechnung

Meine Meinung ist, und da lasse ich mich gern streng und konservativ nennen: Solange ein Pilot aktiv ist, ist er höchstens ein erfahrener, weil umsichtiger und vorsichtiger Pilot. Für mich kann er aber erst dann erfolgreich genannt werden, wenn er irgendwann – meistens altersbedingt – mit der Fliegerei aufhört und bis dahin alle Flugzeuge, alle Passagiere und sich selbst immer wieder heil auf den Boden gebracht hat. Ob er dann 200 Stunden im Flugbuch stehen hat oder 20.000 – abgerechnet wird erst zum Schluss; und abrechnen kann nur der, der lebt.

Wie ich übrigens damit umgehe, wenn Freunde oder sonstige Passagiere mit an Bord sind: Ich lasse mir gern die Checkliste von dem vorlesen, der neben mir auf dem Copilotenstuhl sitzt. Dann hat der schon mal was zu tun, lernt viele cool klingende Begriffe kennen, auch, wenn sie ihm nichts sagen, und ich kann sogar mit mehr Ruhe als sonst die Punkte abarbeiten. Denn bis mein Copilot für ihn fremde, oft englische Fachbegriffe erfasst hat und richtig ausspricht, dauert es immer etwas. Und die, die hinten sitzen, kriegen das auch mit durch das Intercom, das unsere Headsets miteinander verbindet. Und dabei hat mir noch niemand vorgeworfen: „Ach Andreas, das ist doch langweilig. Lass uns gleich losfliegen.“ Denn Checklisten geben Sicherheit, und Sicherheit schätzen normalerweise auch die, die schnell in die Luft wollen.

Im ersten Jahr meiner Börsenzeit hätte ich nicht auf Checklisten zurückgreifen können, dazu war diese Kombination aus vier bestimmten japanischen Chartkerzen zu frisch und lief ja auch zu erfolgreich. Wer braucht dann noch Checklisten? Wann immer diese Kombination aufgetaucht ist, ist der Kurs, mal mehr, mal weniger, genau dahin gewandert, wo ich ihn sehen wollte. Diese Entdeckung war der goldene Schlüssel zum Reichtum, dachte ich, denn über die Monate habe ich damit ordentliche Gewinne gemacht.

Wie eine Chart-Kombination das große Geld verspricht und verliert

Also habe ich fortan vor allem auf diese Kombination gewartet, bis ich mit immer größeren Summen in die jeweilige Aktie eingestiegen bin. Und in diese Summen sind, wie erwähnt, mit der Zeit auch Gelder reingeflossen, die mir nicht gehörten, die nur geliehen waren und die ich möglichst mit Gewinn zurückzahlen wollte.

Alles war toll, ich galt als gewiefter, erfolgreicher Börsenexperte mit meiner Kerzenchart-Kombination. Bis zu diesem für mich schwarzen Mittwoch oder Dienstag war es, glaube ich. In 14 Positionen war ich nach Anzeige meiner Kombination short unterwegs, habe also auf fallende Kurse gesetzt. Das Gebot der Streuung habe ich also schon beachtet, doch es hat nichts gebracht: Ich hätte auch 70 Positionen in vier verschiedenen Indices über alle Welt verstreut haben können: Was bringt diese Streuung, wenn an einem Tag sämtliche Börsen weltweit brutal ins Plus drehen aufgrund einer unerwartet hohen Zinssenkung der Federal Reserve-Bank?

Dann bringt alle Streuung nichts, wenn du short bist. Die Zinssenkung hat die Märkte so befeuert, dass es zur Börseneröffnung einen Sprung nach oben gab, weil vorbörslich die Leute gekauft haben wie wild. Ich bin mit meinen Short-Positionen in ein Gap geraten, hineingestürzt wie in eine Gletscherspalte. Und das hat für mich einen MarginCall läuten lassen, d. h. der Broker hat meine Positionen automatisch glattgestellt. Ich hatte durch den Sprung nämlich über 60 % auf ein Mal verloren. Denn natürlich waren meine Positionen gehebelt, und diese Hebel haben mich aus dem Handel geschmissen, um die Verluste zu begrenzen.

Dabei ging es doch hunderte Male gut! Die Kombination war bis dahin unfehlbar! Natürlich war sie das nicht, denn Unfehlbarkeit als Synonym für 100%ige Sicherheit gibt es nirgends, und die Börse ist nun wirklich der allerletzte Ort für Unfehlbarkeit. Jedenfalls saß ich am Ende des Tages wie ein gerupftes Hühnchen da und musste alle anrufen, die mir Geld überlassen hatten.

Den Ruf als erfolgreicher Börsenhändler hatte ich jedenfalls los: Ein Jahr lang aufgebaut, an einem Tag zerstört. Mit der Zeit habe ich zu meiner Ehrenrettung einen Großteil des Geldes zurückzahlen können. Wenig später war es das dann für mich mit dem Börsenspiel. Denn mir war klar: Dieses Spiel ist auf Dauer nicht zu gewinnen, und wenn, dann nur mit viel Glück. Mit so viel Glück, wie es Piloten haben, wenn sie ohne Checkliste den Gashebel reinschieben.

Im Nachhinein wäre ich so dankbar gewesen, hätte mir das Leben mit dieser Kerzen-Kombi viel früher Verluste beschert. Das hätte mich aufgefordert, mehr Absicherungen einzubauen, weniger Geld und kleinere Hebel einzusetzen auf mehr Positionen. Ich hätte so etwas wie eine Checkliste erstellt.

Deshalb bin ich gegenüber jeder Art von schnellen Erfolgen, ja, ich will nicht sagen, misstrauischer, das trifft es nicht. Sagen wir: Ich freue mich über Erfolge, ich kann sie feiern, bin aber weniger euphorisch. Und ich denke schon gar nicht, ich wäre erfolgreich. Es waren Erfahrungen wie diese oder wie die des abgestürzten Piloten, die mich vor Kurzem einen Satz ins Handy tippen ließen, als ich einem Mitarbeiter Mut zu gesprochen habe, weil sich bei ihm bestimmte Erfolge nicht so schnell einstellten, wie er sich das gewünscht hatte. Ich habe da geschrieben:

Durch Erfolge ist noch niemand wirklich erfolgreich geworden.

In diesem Wörtchen „wirklich“ liegt das ganze Geheimnis. Wirklich große Projekte, wie ein Jahrzehnte florierendes Unternehmen, wie eine lebenslange Fliegerkarriere, wie auch lange Partnerschaften und Freundschaften – all das können große Erfolge werden, wenn das Leben gutmütig genug war, kleine Misserfolge und Niederlagen in den Weg zu legen. Groß genug als Warnung, klein genug, um nicht gleich alles kaputt zu machen. Denn diese Misserfolge sind es dann, die zu einem wirklich stabilen Fundament führen. Es waren immer nur die Misserfolge, Unfälle, die unzähligen fehlgeschlagenen Experimente, die Irrtümer, die einen wahren, weil dauerhaften Erfolg erst möglich machten.

Nicht einmal heute, nach vielen Milliarden zurückgelegten Kilometern in der kommerziellen Fliegerei, würde ich wagen zu sagen: Ja, Fliegen hat die Menschheit jetzt im Griff. Es wird weitere Crashs und Abstürze geben, hoffentlich immer seltener und hoffentlich harmlos verlaufend. Und dann werde ich die Berichte der Fluguntersuchungsstelle lesen und dankbar sein, dass es wieder einen Misserfolg gegeben hat, der mich lehrt, einer potentiellen Gefahr mehr aus dem Weg zu gehen. Oder der mich daran erinnert, dass das Lesen einer Checkliste eine Lebensversicherung ist.

Was aber haben jetzt – ihr seht, das ist heute besonders ein Podcast mit großen Loops – was aber haben diese vermeintlichen Erfolge mit dem Konflikt zu tun, der entsteht, wenn Privates und Geschäftliches vermischt werden?

Geschäftliches und Privates vermischen – immer einer Gradwanderung

Viel! Und nun bekommst du, Björn, endlich meine Antwort. Danke fürs Warten. Also: Wenn ich weiß, dass alles im Leben irgendwann schiefgehen kann, dann bewahre ich mir diese Demut in privaten und genauso in geschäftlichen Angelegenheiten. So gering auch die Wahrscheinlichkeit sein mag, dass einem etwa die Wohlstandsbildner-Strategie einen Totalverlust beschwert – er ist genauso wenig auszuschließen wie ein Flugzeugabsturz nach 10 Milliarden unfallfreien Kilometern.

Deshalb ist es mir fast lieber, Freunde kommen nicht auf mich zu mit dem Wunsch, wie ich investieren zu wollen. Zudem kann ich es mir auch leisten, auf ein Geschäft mit einem Freund zu verzichten, weil mir die Freundschaft kostbarer ist als ein Geschäftsabschluss. Ich will auch gar nicht erst eine Freundschaft testen müssen, wie haltbar sie denn wirklich ist, wenn es hart auf hart kommt und Geld im Spiel ist – wobei, klar, schwere gemeinsame Krisen können zwei Menschen noch mehr verbinden, wenn sie sich denn entscheiden, gemeinsam die Krise zu bestehen.

Aber leider ist es eher die Ausnahme, dass jemand in der Krise die berühmte Chance sieht. Geht gerade was mit Investitionen schief, ist es einfach leichter, jemandem die Schuld geben zu können, beleidigt zu sein und das Weite zu suchen.

Ein Finanzseminar als Filter und Schutz für die richtigen Investoren

Dagegen habe ich einen natürlichen Schutz aufgebaut, auch, wenn der nicht 100%ig dicht sein kann: Käme, lieber Björn, heute jemand auf mich zu und will z. B. als Wohlstandsbildner investieren, dann kann ich einen tollen Filter vorschieben und sagen: „Besuche erstmal das Finanzseminar. Du kriegst es auch keinen Euro günstiger, denn wer, wenn nicht ein Freund, wird mir meine Arbeit gern entlohnen.“ Wenn er damit schon mal einverstanden ist, dann hört er von mir im Seminar mindestens 10 Mal, dass Verluste nie auszuschließen sind und auch ein Totalverlust nie ganz ausgeschlossen werden darf, schon von Gesetzes wegen.

Und wenn er dann nach der kompletten Investorenausbildung noch immer sagt: Toll, ich bin dabei! – dann spiele ich mit ihm das Totalverlustrisiko höchst lebendig durch. Ich beschreibe ihm, was sich der Gesetzgeber alles ausdenken könnte, dass sogar meine weltweiten Investments in die Knie gehen. Ich beschreibe ihm, dass ich mich auch schon in Emittenten getäuscht habe und die alles Geld veruntreut haben (Heute ist die Veruntreuung von Geld so nicht mehr möglich, wenn man es mit Bafin-zugelassenen Emittenten zu tun hat.). Oder ich erzähle ihm von einer jahrelangen Weltwirtschaftskrise, die es unseren Investments für lange Zeit unmöglich macht, Gewinne auszuschütten, auf die  er dann auf keinen Fall angewiesen sein darf.

Mit ernstem Gesicht und ernst gemeint ziehe ich das mit ihm durch, bis der Freund sagt: „Ich hab`s verstanden, Andreas, ich will trotzdem investieren; denn zu einer Bank oder an die Börse willst du mich jetzt nicht schicken, oder?“

Und dann gebe ich noch immer keine Ruhe, sondern würde ihn beschreiben lassen, wie er mich sieht, wenn sein Geld weg wäre: Wer bin ich dann? Wie fühlt es sich dann an, gemeinsam essen oder ins Kino zu gehen? Sind dann noch vertrauensvolle Gespräche möglich? Wie sieht er mich, wenn wir beide Geld verlieren, er jetzt arbeitslos wird, jahrelang keinen neuen Job bekommt, ich aber nach zwei Jahren wieder gut dastehe, weil ich als Unternehmer neue Möglichkeiten für mich entdeckt habe, die gutes Geld einbringen? Will er dann, dass ich für seine Verluste geradestehe und sie ihm erstatte?

Und wenn er dann immer noch will, dann kommt das Beste: Ich lasse ihn eine Art geschäftliche Freundschaftserklärung unterschreiben. In der steht, dass er mir als Freund wichtig ist und mir die Freundschaft wichtiger ist als jedes verdiente Geld. Aber dass mir auch wichtig ist, dass er die Instrumente nutzen darf, die mich bisher so gut versorgt haben. Denn ihm meine Strategie freundschaftsbedingt vorzuenthalten, weil sie irgendwann in der Zukunft vielleicht nicht mehr erfolgreich sein könnte, das fühlt sich für mich auch nicht gut an.

(Man stelle sich vor: Er fummelt sich mit irgendwelchen ETFs durch sein Leben und Jahr für Jahr muss er zuschauen, was in meinem Portfolio passiert… Das kann eine Freundschaft genauso belasten.). Und zu guter Letzt muss drinstehen, dass wir uns auf dem Stand unserer heutigen Freundschaft zusichern, an einer Krise gemeinsam zu arbeiten, wenn es durch Verluste zu Verstimmungen kommen sollte. Wie immer wir das auch lösen – Hauptsache, wir bleiben im Gespräch.

Fazit:

Die Vermischung von Geschäft und Privat bleibt immer heikel, weil es die Integrität beider Bereiche beeinträchtigen kann. Es kann zu Interessenskonflikten führen und bleibt immer eine Gradwanderung. Auf ein Sicherungsseil würde ich deshalb immer bestehen, und das sollte in etwa so dick geflochten sein wie meine oben erwähnten fünf Voraussetzungen, die ein Freund bringen muss. Nochmals in kurzen Sätzen, wie ich es mache:

  1. Besuch der Investorenausbildung zum vollen Preis. Das muss dem Freund es wert sein, um zu wissen, was er tut.
  2. Dann die Totalverlustszenarien klar benennen. Egal, wie unwahrscheinlich sie sind.
  3. Dann soll der Freund beschreiben, wie er mich sieht, wenn sein Geld mit meiner Strategie weg sein sollte.
  4. Dann lasse ich den Freund nur so viel investieren, dass er einen Totalverlust ohne größere Einbußen seiner Lebensqualität verkraften kann.
  5. Und zum Abschluss wird von beiden eine Freundschaftserklärung unterschrieben.

Und wenn das alles ein Freund oder eine Freundin macht, um ein Mitglied meiner Investorengemeinschaft der Wohlstandsbildner zu werden, dann sage ich: Ok, um Himmels willen, geh mit Gott und geh mit mir – machen wir uns auf den Weg.

Eine gute Reise in genau diesem Sinne wünsche ich jetzt uns allen.

Euer Andreas

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