#104 Deutschland – nicht so toll, wie es sein will

Podcast-Dauer: 32:33

Shownotes:

Zur Ansicht einige der neuen Multiple-Choice-Fragen für das Videoseminar:
https://www.wohlstandsbildner.de/multiple-choice

Hier geht`s zur Anmeldung für die erste Stufe der Investorenausbildung:
https://www.wohlstandsbildner.de/stufe-1-basic/

Melde dich, wenn noch nicht geschehen, zum kostenfreien WB-Newsletter an:
https://www.wohlstandsbildner.de/newsletter/

Angebot für Kursabsolventen, das Videoseminar nochmals 180 Tage genießen zu dürfen (unter „Zugang zur Exzellenzwerkstatt verlängern“):
https://www.wohlstandsbildner.de/upgrade/

WELT+-Artikel: 50 gute Gründe Deutschland zu lieben
https://www.welt.de/reise/deutschland/plus251612208/Deutschland-50-gute-Gruende-Deutschland-zu-lieben.html

Über ein Videoseminar-Upgrade, ein zweifelhaftes Nationenranking und eine entsetzliche Bürokratie-Neugeburt

Schon wieder ist die Hälfte eines Jahres vorbei; also kommt 2024-Podcast Nr. 6 mit diesen vier Themen: zwei davon bereiten einem keine gute Laune, bringen aber für Investoren notwendigen Erkenntnisgewinn, wenn es 1. um die wirkliche und nicht statistische Leistungsfähigkeit Deutschlands geht, wozu sicher 2. auch beiträgt, dass von Bürokratieabbau nervtötend oft geredet wird, Investoren jetzt aber mit einer ganz üblen neuen Steuergesetzgebung geplagt werden – ich sage euch, was wir da ertragen müssen. Den Podcast eröffnen will ich aber mit einer, ich hoffe, erfreulichen Neuerung im Videoseminar der Investorenausbildung – einer Neuerung, die die Gedächtnisleistung spielerisch leicht erhöhen soll; und zum Podcast-Abschluss gebe ich eine Antwort auf eine Frage, zu der ich öffentlich keine Antwort geben will, was fünf gute Gründe hat.

Videoseminar-Upgrade: Ein neues Element zur Aktivierung deines Langzeitgedächtnisses

Angesichts der weltweiten Entwicklungen in Wissenschaft, Forschung und Digitalisierung habe ich in den letzten Monaten etliche Lehrgänge, ja sogar Ausbildungen, absolviert. Worum es bei denen ging, wird Inhalt eines späteren Podcasts sein; für heute ist nur wichtig, dass die meisten dieser Lehrgänge ein Element enthalten haben, das mir so viel Spaß gemacht hat und hilfreich war, dass ich es in die Investorenausbildung für Wohlstandsbildner eingebaut habe.

Es geht dabei um den enorm nützlichen Effekt, den kleine Zwischenprüfungen haben. Und das geht so: Moderne Lehrgänge, die wir ja heute jederzeit im Internet zur Verfügung haben, werden doch normalerweise in Kapitel aufgeteilt. Und diese Kapitel wiederum gliedern sich in mehrere Lektionen.

Wenn es jetzt bei mir darum ging, am Ende einer ganzen Ausbildung den Nachweis zu erbringen, dass ich auch kapiert habe, was in all den Lektionen behandelt wurde, dann gab es eine große Abschlussprüfung. Und bei diesen Abschlussprüfungen fiel mir auf, dass ich auf einige fast nichts lernen musste, um gut zu bestehen, und bei anderen Prüfungen habe ich Bücher und Internetseiten gewälzt und habe mich trotzdem teilweise richtig schwergetan – und das wohlgemerkt unabhängig von der Komplexität des Stoffes. In anderen Worten: Einmal mit Leichtigkeit recht schwieriges Zeug bewältigt, und ein andern Mal mit Mühe gerade so durchgekommen bei Inhalten, die mir eigentlich recht vertraut waren. Wie konnte das sein?

Des Rätsels Lösung musste ich nicht lange suchen: Ich habe mir die Struktur der Lehrgänge angeschaut und siehe da – wo es leicht ging, da gab es immer ein Element, dass den mühsamen Ausbildungen gefehlt hat, und das waren kleine Zwischenabfragen nach jeder einzelnen Lektion, z. B. mithilfe von ein paar Multiple-Choice-Fragen.

Und das ist doch so naheliegend, so einfach und deshalb auch zum Glück mittlerweile so weit verbreitet, dass ich mich fragen musste: Warum bietet überhaupt noch jemand im Internet einen Kurs an, ohne diese fantastische Hilfestellung von Multiple-Choice-Fragen, die meistens spielerisch leicht zu bewältigend sind?

Und da musste ich mich an die eigene Nase fassen, denn meine erste Stufe der Investorenausbildung, das Videoseminar der Exzellenzwerkstatt für gekonntes Investieren – ist ja auch ein vollwertiger Lehrgang mit Ausbildungscharakter -, dieser Lehrgang hatte diese Zwischenprüfungen nicht – wo doch solche Zwischenprüfungen das gerade Gehörte und Gelernte sofort einer tieferen Ebene im Lernprozess zuführen und damit effektiv im Gedächtnis verankern.

Ich weiß, warum das bisher gefehlt hat, nachdem ich vier komplette Tage in den Pfingstferien am Computer saß und für 42 Videolektion je 4-6 Multiple-Choice-Fragen ersonnen habe mit je 4-8 Antworten zur Auswahl. Das war viel Arbeit, die ich vorher wohl unbewusst vermeiden wollte.

Aber jetzt es war eine Arbeit, die viel Spaß gemacht hat, weil sie so etwas von Tüftelei hatte, Rätsel kreieren, Fallen stellen, und weil ich dadurch noch einmal selbst tief eingetaucht bin in jede Lektion. Die Gelegenheit habe ich auch genützt, um Aktualisierungen vorzunehmen, etwa durch die Verlinkung einzelner Lektionen mit Newslettern oder Podcasts.

Also: Nach jedem Video der Exzellenzwerkstatt gibt es jetzt einen Kurztest, der auf die Kerninhalte der aktuellen Lektion eingeht. Das sollte für niemanden schwierig sein, da er ja die Lektion wenige Minuten vorher angeschaut hat. Damit es aber nicht trivial wird, ist von den insgesamt rund 200 Multiple-Choice-Fragen immer eine Antwort richtig oder mehrere – und das wird natürlich nicht verraten, was nun was wann zutrifft, denn sonst ist es einfach zu spekulieren.

Es können also auch einmal drei oder vier von fünf Antwortmöglichkeiten richtig sein. Und wenn du nur zwei anklickst, ist der Zwischentest eben nicht ganz richtig gelöst worden – das steht dann schön in Rot angezeigt, und du kannst die Frage dann nochmal beantworten, wenn du magst. Man muss also schon genau hinschauen, und wer das tut, der hat 200 Mal ein kleines, aber feines Erfolgserlebnis und hat – was viel wichtiger ist – zentrale Aspekte finanzieller Bildung, Wohlstandsbildung, mit spielerischer Leichtigkeit in sein Langzeitgedächtnis übernommen.

In der Beschreibung des heutigen Podcasts und im nächsten Newsletter, der mit der Nummer 25 am kommenden Dienstag, findest du den Link zu ein paar Beispielen, wie so ein Multiple-Choice-Test aussieht. Bestehende Wohlstandsbildner, die die vielen Inhalte im Videoseminar nochmal auffrischen wollen, die können das tun für einen Obolus von 9,99 Euro tun und bekommen dafür wieder die vollen 180 Tage Zugriff auf alle Lektionen mit den neuen Multiple-Choice-Tests und Aktualisierungen. Was sie allerdings dafür brauchen, ist die Bestellnummer ihres damaligen Kaufs des Videoseminars bei Digistore. Ist aber nicht kompliziert, eine Beschreibung findet ihr unter www.wohlstandsbildner.de/upgrade.

Frohes Studium und multiples Klicken wünsche ich!

Erstaunlicher Platztausch im Ranking der größten Wirtschaftsnationen oder: Willst du keinen Illusionen erliegen, schau dir die Zahlen genau an

In Zeiten, in denen es einem ja recht einfach gemacht wird, sich über die Regierung und über den Abstieg Deutschlands aufzuregen, in solchen gewittrigen Zeiten tut es gut, auch an die Sonnenseiten unseres Landes erinnert zu werden.

Die Tageszeitung WELT online hat das dankenswerterweise getan am 24. Mai mit dem Artikel „50 gute Gründe, Deutschland zu lieben.“ Und wirklich, wer alle 50 Gründe durchgegangen ist, der ist danach besser gestimmt, weil er wieder sieht, in was für einem tollen Land wir leben dürfen in kultureller, kulinarischer, sportlicher, sprachlicher, rechtlicher und vielerlei anderer Hinsicht.

Ich habe den Artikel in der Podcastbeschreibung verlinkt, leider ist er hinter der Bezahlschranke. Aber wegen sowas lohnt ja vielleicht auch mal ein Probemonat, ohne, dass ich hier Werbung für die WELT machen will. Ich finde, es gibt weit bessere Zeitungen, die vor allem politisch weniger randständig sind, aber dennoch lese ich die WELT gern, gerade wegen ihrer Sport-, Wissenschafts- und Reiseberichterstattung.

Ich erwähne diesen Artikel auch deshalb, weil er unter Grund Nr. 3 der 50 Gründe, warum wir Deutschland lieben, Folgendes geschrieben hat. Ich zitiere:

„Ende 2023 hat Deutschland, trotz Rezession, Japan überholt und ist wieder die drittgrößte Volkswirtschaft der Erde (hinter den Vereinigten Staaten und China).“

Das ist so, wie die Zahlen ausgewiesen werden, richtig, inhaltlich aber fragwürdig und ich persönlich finde sogar – diese Behauptung ist falsch, denn sie gibt ein falsches Bild ab über die Leistungsfähigkeit Deutschlands. Und das will ich begründen, weil es auch viel mit finanzieller Bildung zu tun hat:

Schauen wir mal auf das Ranking der fünf größten Wirtschaftsnationen, geordnet nach der Höhe des Bruttoinlandprodukts: Die ersten beiden Plätze dürften niemanden überraschen, denn hier stehen die USA und China. Vor 2010 übrigens war Japan die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt, von 2010 bis 2019 lag mal Japan, mal Deutschland auf Platz 3, und 2023 war es nun wieder Deutschland.

Ich sage nun, dass sich niemand besonders freuen sollte über diesen 3. Platz, denn mit wirklicher Größe und Wirtschaftskraft hat der wenig zu tun.

Und woran liegt das? An zwei Faktoren. Und aus denen ergibt sich das Kuriosum, dass etwas, was eigentlich schlecht ist, einen gut dastehen lassen kann und dass etwas, was gut aussieht, eigentlich gar nicht so toll ist.

Denn wie ist die eigentliche Sachlage bezüglich der Wachstumsraten der beiden Länder: Deutschland wächst, wie wir alle wissen, so gut wie gar nicht und die derzeitige Politik tut auch viel dafür, dass das noch mehrere Jahre so bleiben könnte, wenn nicht ein deutlich wirtschaftsfreundlicher Schwenk den aktuellen Kurs ändert. Dennoch haben wir rein nominell Japan in Bezug auf die Wirtschaftskraft überholt, und das liegt in der unterschiedlichen Verwendung einer ganz entscheidenden Kenngröße: das ist Faktor 1, die Inflation.

Die scheint sich zurzeit in Deutschland wie auch in Europa nach offizieller Meinung einzupendeln zwischen 2 und 3 %, aber sie lag lange Jahre weit höher. Und wenn alles teurer wurde, wenn alle Preise nach oben gingen, hat natürlich auch der Staat nicht real, aber nominal mehr Geld eingenommen, z. B. mit all den verschiedenen Steuern; und das hat das Bruttoinlandsprodukt nach oben getrieben.

Ganz anders beim chronisch deflationsgefährdeten Japan: Im März 2024 lag die Inflation bei 2,7 %, und das gilt als Riesenerfolg in dem Land; denn die durchschnittliche Inflation in den letzten 24 Jahren lag bei 0,7 %, was man vor allem an der demographischen Entwicklung festmacht, also Japan kolossal altert, noch schlimmer als wir hier.

Und jetzt kommt der Knackpunkt der Inflationsbereinigung: Rechnet man den Faktor Inflation heraus, also das Geldmengenwachstum, dem kein realer Sachwert unterliegt, dann schrumpft Deutschland, Japan aber hat 2 % Wachstum.

Und dennoch hat Deutschland, gemessen an den Zahlen, Japan überholt, was in Japan für weit mehr Aufsehen gesorgt hat als bei uns, denn die Japaner sind fleißig und richtig gut drauf und wundern sich jetzt, dass sie herabgestuft wurden, während bei uns eine eher depressive Stimmung vorherrscht, und trotzdem klettern wir wieder auf den dritten Platz. Aber das hat ja eh kaum jemand mitgekriegt.

Auf den ersten, oberflächlichen Blick scheint Deutschland also muskulöser zu sein als Japan; aber wer genau hinschaut, der sieht, dass Deutschland beim Chirurgen war und sich Sixpack und Bizeps aus Plastik hat einbauen lassen, während bei Japan alles aus Muskeln besteht, die Sehnen sind angespannt und das Land sieht nach einer langen Zeit voller Sorgen seiner Zukunft ziemlich optimistisch entgegen.

Und dann ist da noch der zweite Faktor, der die Zahlen verzerrt, indem er sie frisiert oder herunterrechnet, und das macht der Wechselkurs. Der pimpt das deutsche BIP auf, während das japanische herunterfällt. Und das liegt daran, dass der Internationale Währungsfonds IWF, der die Wirtschaftskraft der Nationen regelmäßig vergleicht, alles in Dollar umrechnet.

Nun steht der Euro gegenüber dem Dollar wieder deutlich stärker da, was unser BIP allein durch die Währungsumrechnung um 7 % ansteigen lässt, während der japanische Yen gegenüber dem Dollar eine einzige Talfahrt hinlegt seit 2021. Und wenn Toyota als Japans größtes Unternehmen ein weltweit gewaltiges Wachstum hinlegt aufgrund seiner Hybrid-Technik beim Autobau und Billionen von Yen ins Land spült, so schrumpfen diese Billionen ganz gehörig, wenn der sehr schwache Yen in Dollar umgerechnet wird.

Was da für eindrückliche Verzerrungen durch die Wechselkursverschiebungen zustande kommen, das sieht man noch schöner im Überblick der gesamten letzten 24 Jahre: Schaut man also nur auf den Wechselkurs, wäre das BIP von Deutschland um 90 % gestiegen, das BIP von Japan aber nur um 10 %.

Also: Die Inflation und der aktuelle Wechselkurs – beide lassen uns stark aussehen dort, wo leider nur viel heiße Luft ist; und beides lässt Japan schwach erscheinen, obwohl das Land eine erstaunliche Resilienz und Stärke an den Tag legt – trotz seiner demographischen, geologischen und geopolitischen Probleme.

Fazit 1: Die Dinge sind manchmal anders, als sie erzählt werden. Was sie erzählen, ist nämlich oft eine Frage der Perspektive – einer Perspektive, in der die Zahlen statistischer Erhebungen so lange zurechtgerückt werden, bis sie angenehm erscheinen. Deshalb muss das Bild nicht gelogen sein, aber es führt den uninformierten Betrachter in die Irre.

Fazit 2: Warum thematisiere ich immer wieder, hier im Podcast, im Newsletter und im Seminar, diesen kritischen Blick aus der Makroperspektive auf Deutschland und auf andere wichtige Wirtschaftsräume? Mit Techniken und Fähigkeiten zum Vermögensaufbau hat das ja nichts direkt zu tun. Aber indirekt! Denn dieser Blick motiviert hoffentlich viele Menschen, sich mit diesen Techniken und Fähigkeiten dann direkt zu beschäftigen, weil sie ein Gefühl dafür bekommen, dass ein Leben ohne Vermögensaufbau früher oder später ein ganz schön anstrengendes Leben werden könnte.

Schließlich wächst Vermögen auch maßgeblich durch Weitsicht.

Von wegen Bürokratieabbau: Neuer Aufwand für Investoren, die keine Steuern hinterziehen wollen

Es ist zum die Haareraufen. Da ereilt viele Wohlstandsbildner in den letzten Wochen das Schreiben eines Emittenten unserer Säule 1 Infrastruktur. Viele werden sich die Augen wundgerieben haben, als sie lesen mussten, dass ein über viele Jahre bewährtes Vorgehen von der deutschen Finanzverwaltung kassiert wurde: Es geht um die Abführung von Steuern auf Kapitalerträge. Und das hat leider bittere Konsequenzen für uns Investoren.

Ich zitiere mal aus dem Schreiben des Emittenten:

„Seit 01. Juli 2022 hat sich die Rechtslage im Rahmen des Außensteuergesetzes AStG zur sog. Hinzurechnungsbesteuerung in Deutschland geändert. Die deutsche Finanzverwaltung hat sich daraufhin Ende 2023 mit einer Verwaltungsanweisung zur neuen Rechtslage geäußert, woraus nunmehr zusätzliche Steuererklärungspflichten für Sie als Anleger resultieren.“ Zitat Ende.

Wie lief denn das bisher: Da wurden nämlich Steuern auf Gewinne gleich vom Emittenten an sein Wohnsitzfinanzamt gemeldet und abgeführt; dieses Wohnsitzfinanzamt hat dann das Finanzamt aller beteiligten Investoren darüber informiert, dass alle Steuern auf Anlegerebene korrekt abgeführt wurden und der einzelne Anleger nichts weiter tun müsse.

Ich fand das immer großartig – endlich mal eine Einrichtung im Staate Deutschland, die gewollte und vor allem ungewollte Steuerhinterziehung vermeidet, in dem der einzelne Anleger nicht mehr vergessen konnte, Steuern zu zahlen auf seine Gewinne, weil die eben von vornherein sein Emittent gezahlt hat und damit nur noch Nettogewinne aufs Konto geflossen sind. Und natürlich hat das auch dafür gesorgt, dass in tausenden Köpfen keine Verwirrung aufgekommen ist, wie denn jetzt wo wann welche Steuern abzuführen sein könnten.

Das ist seit dem Veranlagungszeitraum 2022, wie es im Steuerdeutsch heißt, Geschichte. Ich zitiere wieder aus dem Schreiben von unserem Emittenten mit der Beteiligungsgesellschaft bzw. dem Fonds, den das betrifft:

„Nach der neuen Verwaltungsauffassung der Finanzverwaltung ist nun explizit ausgeschlossen, dass für den Veranlagungszeitraum 2022 der Fondsemittent die Steuererklärungen für Zwecke der Hinzurechnungsbesteuerung (AStG-Erklärung 2022) abgibt. Vielmehr sind nun Sie selbst verpflichtet, eine entsprechende Steuererklärung an das Finanzamt ihres Emittenten zu übermitteln.“

Und etwas später heißt es weiter – und das ist der Gipfel:

„Bedauerlicherweise ist bis zum heutigen Datum das Formular für die AStG-Erklärung 2022 noch nicht durch die Finanzverwaltung veröffentlicht bzw. zur Verfügung gestellt worden.“ Zitat Ende.

Welchen Bock wieder schießt unser von überbürokratisierter Verwaltung eh schon durchseuchtes Land da jetzt, frage da sicher nicht nur ich mich. Ganz ehrlich, und ich weiß, ich drücke mich da hart aus, aber: Neben all den anderen Schikanen, die jeder Selbstständige, Unternehmer und nunmehr auch Investor aushalten muss, ist das hier nicht nur eine Zumutung, nicht nur eine Frechheit, sondern eine unbegründete Unverschämtheit.

Und dass wir rückwirkend für 2022 jetzt tätig werden müssen, es aber noch nicht einmal das erforderliche Formular für den Irrsinn gibt – dieser typisch deutsche Schnellschuss-a-la-Heizungsgesetz-Blödsinn ist noch das i-Tüpfelchen an dieser peinlichen Geschichte.

Was heißt das jetzt konkret? Es wird Arbeit verlagert von wenigen Instanzen, die das bisher professionell und mehr oder weniger per Knopfdruck erledigt haben auf zehntausende Kleinanleger, die jetzt auch auf den Gewinn von sagen wir mal 277,28 Euro eigenhändig Steuern abführen müssen. Wer das nicht macht oder vergisst, der hinterzieht Steuern und dürfte früher oder später von Finanzämtern unangenehme Post bekommen.

Und wer das macht, wird sich einarbeiten müssen! Denn dass das noch ausstehende Formular ein Muster an Anwenderfreundlichkeit und Verständlichkeit sein wird, davon ist wohl nicht auszugehen. Wir sind schließlich nicht in Estland oder Litauen, wo das mit einem Klick am Handy erledigt werden könnte.

Ich verstehe das nicht, ich verstehe es wirklich nicht. Egal, warum und von wem das initiiert wurde, das endet in einem Schlamassel, in viel Ärger und ist ein Grund mehr, diese Regierung, Deutschland und Europa als Investitionsstandorte einmal mehr kritisch zu sehen.

Ich weiß jetzt schon, dass meine Mitarbeiter und ich bald gefragt werden von hunderten Wohlstandsbildnern, die diesen Podcast nicht gehört haben, ja was sie denn jetzt machen sollen. Hier die Antwort: Ich weiß es nicht, weil ich seit Jahrzehnten für viel Geld einen Steuerberater bezahle, der auch das noch jetzt für mich regeln wird.

Stecken da vielleicht eh die Lobbyisten der Steuerberater hinter dieser Volte? Denn eine schönere Arbeitsbeschaffungs- und Gewinnbeschaffungsmaßnahme gibt es ja für diese Branche gar nicht. Aber das kann eigentlich auch nicht sein, denn man suche sich als Investor in diesem Land mal einen guten Steuerberater! Oh ja, den wird man finden, es gibt ja einige wenige sehr gute. Aber die sind allesamt überlastet, wirklich epidemisch chronisch ausgebucht und nehmen gar keine neuen Mandanten an!
Also glaube ich nicht, dass sie sich jetzt mit so einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme noch selbst pimpen wollen.

Es wird sich also jeder einzelne Investor alleine durchschlagen müssen, wenn er keinen Steuerberater hat – mit seiner Gewinnmitteilung des Emittenten in der Hand und dem extra für dieses Außensteuergesetz noch anzufertigende Formular unter 20.872 anderer deutscher Formulare.

Erzähle mir jedenfalls kein einziger Politiker, der im Moment in der Verantwortung ist, irgendetwas von Bürokratieabbau. Das ist einfach nur noch peinlich. Schäbig. Unverantwortlich.

Die Krux mit realisierten und latenten Gewinnen: Fünf Gründe, warum ich keine Renditezahlen veröffentliche

Nun wage ich im letzten Kapitel dieses Podcasts ja kaum mehr von Renditen zu sprechen; sie sind ab jetzt kein ganz ungetrübtes Vergnügen mehr, der Bürokratie sei Dank.

Reden wir trotzdem darüber, genauer: reden über Prozentzahlen, die am liebsten zeigen sollen, wie toll die Wohlstandsbildner-Strategie funktioniert. Um solche Prozentzahlen bitten mich regelmäßig Leute, die mich finden, und die sich wohl nichts sehnlicher wünschen als eine Headline wie:

„Wohlstandsbildner mit ihrer Zauberstrategie schlagen seit Jahren den Markt – und zwar bei Weitem mit einer Durchschnittsrendite von 17,2 % in den letzten 6 Jahren.“

Ach, das wäre so klar, einfach, auf den Punkt gebracht, auf einen Blick verständlich. Allein: Von mir wird man solche Aussagen nie hören, egal, wie wahr und werbewirksam sie sein sollten. Die Gründe sind naheliegend, dachte ich immer, dass ich nicht darüber reden muss. Sind sie aber scheinbar nicht, also möchte ich hier fünf dieser Gründe angeben, warum ich nichts von der Veröffentlichung pauschaler Durchschnitts-Renditenzahlen halte:

  1. Jedes Portfolio ist unterschiedlich gewichtet, wenn es der Säulenstrategie folgt, und es ist so individuell wie der Inhaber des Portfolios; entsprechend hat jedes Portfolio seine eigenen Ertragswerte. Welche davon also veröffentlichen? Für mich ein unlösbares Problem.

  2. Um hier dennoch eine Lösung zu finden, wurde ich auch schon gebeten, die Durchschnittsrendite meines Portfolios zu veröffentlichen. Aber das ist ja noch weniger repräsentativ als jedes andere, denn in meiner Säule 4 – die Säule Erfahrung, Abenteuer, Spaß – in dieser Säule sind viele Investments aus der Vergangenheit enthalten und solche, die ich für die Zukunft prüfe, um sie im besten Fall irgendwann den drei Fundamentalsäulen zuordnen zu können, wenn sie sich bewähren. Mein Portfolio ist also noch weniger ein Durchschnittsportfolio wie jedes andere und kein Maßstab für durchschnittliche Erträge meiner Strategie.

  3. Ja gut, könnte man jetzt sagen, dann lass sämtliche Investitionen in der Säule 4 weg und gib uns nur die Durchschnittsrenditen der Fundamentalsäulen Infrastruktur, Value-Add-Immobilien und Agrikultur. Das allerdings, wie viele Wohlstandsbildner wissen, wäre eine schlimme Beschneidung der Säulenstrategie, weil wir in der vierten Säule Wertschöpfungsketten haben, die die Durchschnittsrendite enorm beeinflussen können.

    Beispiel Wasserabfüllung für den weltweiten Export: Dieses Unternehmen habe ich, zusammen mit der Investorengemeinschaft der Wohlstandsbildner, vor zwei Jahren gegründet und finanziert. Natürlich zählt es astrein zu Agrikultur, aber ich konnte es ja noch keine fünf Jahre testen – deshalb ist es in der vierten Säule und wird vielleicht in ein paar Jahren in die dritte Säule überführt, sofern es dann noch Möglichkeiten gibt, sich am Wasser zu beteiligen.

    Wenn nun aber – gemessen an der damaligen Rentabilitätsprognose – dieses Wasser-Unternehmen auch nur ein Viertel, nur 25 % der angestrebten Rendite ausschüttet, dann könnte das den Durchschnitt eines kompletten Portfolios noch immer um 5-12 % nach oben ziehen. Also kann man die Säule 4 nicht so einfach ausklammern.

  4. Und dann müsste man überhaupt definieren: Was ist denn Rendite? Ist das Geld, das auf dem eigenen Konto gelandet ist, zum Beispiel nach dem Verkauf von Anteilen, die im Wert gestiegen sind, oder nach einer Ausschüttung in Form von Dividenden oder Ernteerträgen? Das wäre dann ein sogenannter realisierter Gewinn.
    Oder ist das Geld, das ein Investment als Gewinn erwirtschaftet haben könnte, das nun aber nicht ausgeschüttet, sondern thesauriert werden soll – das Geld also durch Wiederanlage zurück in die Wertschöpfungskette fließt mit der Aussicht auf höhere Renditen zu einem späteren Zeitpunkt.
    Damit haben wir dann keinen Gewinn realisiert, sondern einen sogenannten latenten Gewinn erwirtschaftet, der in direkter Beziehung zum – aufgepasst, diese Kennzahl sollte jeder kennen – Nettoinventarwert steht und sich dort in den Bilanzen des Unternehmens niederschlägt.

    Mir persönlich sind im Sinne effektiven Vermögensaufbaus meistens die latenten Gewinne lieber, denn Geld auf dem Konto wird in dem Moment weniger wert, wenn es dort landet und von Steuern und der Inflation angegriffen wird. Also lass ich es dort am liebsten, wo es vor diesen Gefahren geschützt ist und weiterhin Mehrwert schaffen kann.

    Wie soll ich eine Durchschnittsrendite nun ausweisen? Nur die realisierten Gewinne berücksichtigen? Das kann dann in den ersten Jahren ziemlich mager aussehen und nur der zweite Blick auf die Nettoinventarwerte würde zeigen, wie die eigentliche Werteentwicklung verlaufen ist – nämlich möglicherweise grandios. Doch zu viele wissen dann doch nicht, was Nettoinventarwerte sind; also eignen sie sich auch nicht für Aussagen in der allgemeinen Öffentlichkeit.

  5. Dann wäre für mich überhaupt die Frage, welche Zielgruppe ich mit der Ausweisung von Durchschnittsrenditen ansprechen wollte:

    Die Jahre mit einer hohen zweistelligen Durchschnittsrenditen würden mir vielleicht viel Gierheimer bescheren, die meinen, hier wäre das schnelle Geld zu machen. Glücksritter, Spekulanten und Get-Rich-Quick-Jäger, wie man umgangssprachlich sagt. Die aber haben für mich nichts in der Wohlstandsbildner-Welt zu suchen; sie würden sich dort auch nicht wohl fühlen, und alle anderen würden sich auch nicht wohl fühlen mit solchen Leuten.

    Die Jahre mit niedrigen Durchschnittsrenditen verzerren das Bild aber genauso, nur ins Negative, und dürften viele abschrecken, die ehrlich an finanzieller Bildung und an einer Teilhabe an unseren Projekten Interessiert sind. Das wiederum ist auch nicht in meinem Sinne, denn 500-600 Investoren möchte ich schon noch gerne für die Investorengemeinschaft gewinnen. Details dazu, wem sie entgangen sein sollten, im Podcast Nummer 101.

Also, um es in anderen Worten nochmals zu verdeutlichen: Mir behagt es nicht, mit Renditen die Aufmerksamkeit von wem auch immer zu fesseln, denn dafür ist ihr Informationsgehalt für mich zu gering. Wohlstandsbildung ist mehr als nur mehr Geld, so wichtig ich es auch finde, mehr Geld zu haben, als man braucht.

Vielleicht ist das ein guter Zeitpunkt, in wenigen Absätzen einmal wieder zu formulieren, worum es mir, worum es uns bei der Wohlstandsbildner-Arbeit geht:

Es geht um den Aufbau eines lebendigen, anpassungsfähigen und ausgewogenen Portfolios, das im besten Fall ein Leben lang die Persönlichkeit des jeweiligen Investors repräsentiert und damit dessen Vermögen sichert und gleichzeitig ständig vermehrt.

Wir streben dabei Renditen an, die das Vermögen des Investors spürbar erhöhen, und zwar nach Abzug von Steuern und der individuellen Inflation, weil erst dann überhaupt Vermögensaufbau stattfindet. Wie hoch diese Renditen aber sind, wird für die meisten Investoren über die Jahre immer uninteressanter, weil sie eh ständig schwanken, mal weniger, mal mehr; Hauptsache, es findet Wertsteigerung statt, die sich nach angemessener Zeit in konkreten Ausschüttungen niederschlägt.

Das alles ist ein Prozess, der die gesamte Persönlichkeit einbezieht und der weit über einzelne Zahlen hinausgeht. Renditen, Ausschüttungen und Gewinne sind wichtig, natürlich – umso mehr, je weniger Geld zu Beginn einer Investorenkarriere vorhanden war oder ist. Doch mit den Jahren wird sich bei allen Investoren eine Haltung durchsetzen, die für viele hoch vermögende Menschen selbstverständlich ist: Renditen und Gewinne bekommen immer mehr den Charakter einer Nebenrolle, eines Statisten, eines Nebeneffekts.

Was zählt, ist der tiefere Sinn und die nachhaltige Wirkung des Investierens. Es geht um die Freude, durch kluge Entscheidungen Werte zu schaffen, die nicht nur das eigene Vermögen, sondern auch das persönliche Wachstum und das Wachstum des eigenen Umfelds fördern. Es ist die Verwirklichung eines Lebensstils, Schritt für Schritt, Jahr für Jahr, der von Wissen, Weitsicht, Wachstum und von einem langen Atem geprägt ist, obwohl kurzfristige, schnelle Gewinne durchaus möglich und erwünscht sind.

Also, warum dann mit Durchschnittsrenditen werben? Um es in einem Satz zu sagen:

Gewinne sind wichtig, keine Frage – aber alles andere in der Wohlstandsbildner-Welt ist interessanter.

Und damit grüßt dich ganz herzlich
Andreas, der Wohlstandsbildner.

Denn Wohlstand ist nicht nur eine Frage des Kontostands, sondern auch der Erfüllung, durch die der Kontostand zustande gekommen ist.

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