#22 Hamsterräder – Was die Armen nervt, erfüllt die Vermögenden

Teil 3 der Podcastreihe „Über Hamsterräder, Finanz-Exorzisten und was wir sonst noch alles ertragen müssen“. Du hast die Nase voll, in den immer gleichen Tretmühlen herumrennen zu müssen, um deinen Lebensunterhalt zu verdienen? Dann strebst du sicher danach, dich finanziell freizustrampeln, um allen Verpflichtungen Tschüss zu sagen. Wundere dich aber nicht, wenn ein finanziell befreites Leben nicht in einer karibischen Hängematte endet.

Das Wort „Hamsterrad“ ist im allgemeinen Sprachgebrauch eher negativ belegt: „Hamsterrad“ ist der Zwang sich bewegen zu müssen, etwas wiederholt tun zu müssen, auf das man auch gerne hier und jetzt verzichten könnte.
Ich sehe Hamsterräder mittlerweile in einem etwas weicheren Licht, als ich nämlich festgestellt habe: In dem Moment, wo ich es mir leisten konnte, allen Arbeits- und Kompromisshamsterrädern Tschüss, auf Nimmerwiedersehen“ zu sagen –, in dem Moment ging es erst so richtig los mit dem Herumgerenne in Hamsterrädern. Wie denn das?

Die Antwort darauf verknüpfe ich jetzt mit der Antwort auf einen Facebook-Kommentar, den ich mir vor Monaten eingefangen habe. Da schreibt eine Tina Sommer, ihrem Bild nach vielleicht eine jüngere Frau, unter einen meiner Wohlstandsbildungsartikel, den Patrick so schön auf Facebook gestellt hat:

Wohlstandsbildner-Abzocke-Erfahrungen-Betrüger

Liebe Tina, hier ist der Fuzzi, den du meinst. Schade, dass du keine Frage gestellt hast, da sich dir die Wahrheit über mich ja schon offenbart hat. Deshalb habe ich auch bis heute nicht auf deinen Kommentar reagiert, denn jeder hat das Recht auf seine Wahrheit. Ich tue jetzt aber mal so, als hättest du genau die gleichen Zeilen mit nicht so dezenten Vorverurteilungen als Frage formuliert, auf die du dir eine Antwort wünschst. Ich hoffe jedenfalls, dass du auch Menschen kennst, die niemandem Geld aus der Tasche ziehen, weil sie entweder ehrlich sind oder reich oder am besten beides, denn auch die gibt es tatsächlich. Nun zu meiner Antwort, geschätzte Tina:

Andreas Ogger hat 25 Jahre lang beruflich Musik und Medizin ausgeübt. Dann der Sprung in die Investorenwelt: Erst aus Notwendigkeit in einem kaputten, krisen- und virengeschüttelten Finanzsystem. Bis daraus pure Freude, Fülle und Leichtigkeit wurde. Denn Wohlstandsbildung ist weit mehr als nur mehr Geld und der Sprung in ein freieres Leben.

Ich bin einfach nicht der Hängemattentyp, nur, weil ich es mir leisten könnte, nichts zu tun. Hängematte auch am zauberhaftesten Sandstrand der Welt länger als ein Tag wäre für mich nicht Urlaub, sondern Strafe, außer vielleicht mit einem richtig guten 1400-Seiten-Buch in der Hand, aber dann muss es nach 4 Tagen auch mal gut sein, das Buch ist fertiggelesen und das Leben hat noch mehr zu bieten. Außerdem macht Hängematte dick, Rückenprobleme und bequem kann man nur allein da drin liegen, das alles ist für den Rest eines Lebens doch nicht so dolle.

 

Nein, Tina, als mir die Geldmittel verfügbar waren, hatte ich mir so viele Ideen, Kurse, Seminare, Projekte, Experimente, Reisen, Termine und Netzwerke ans Bein gebunden, dass ich mich schon fragen lassen musste von Leuten, die mich etwas besser kennen als du: „Andreas, was ist jetzt mit deiner Wohlstandsbildner-Theorie des freien Lebens? Du ackerst so rein, dass sich andere echt Sorgen um deine Gesundheit machen.“
Offen gestanden: So wahnsinnig viel hat sich mit der Ackerei bis heute nicht geändert, deshalb fragen sie sich das bis heute; und meine Standardantworten sind: Noch diese Podcast-Reihe, dann wird es ruhig. Noch diese Runde Hauptversammlungen, dann bin ich der gechillteste Schwabe im ganzen Süden. Noch die Seminare in diesem Halbjahr, dann trete ich kürzer.

Weißt du, Tina, eigentlich fülle ich lieber anderen ihre Taschen, als da etwas herauszuziehen; das ist besser für meinen Schlaf und ich sehe alle Menschen gerne ein zweites Mal, wenn sie mich denn auch nochmals sehen wollen. Aber mit den Sätzen weiter oben, das gebe ich offen zu, da belüge ich mich und mein Umfeld ein bisschen selbst. Nur, wenn alle wissen, dass geschwindelt wird, kann sogar eine Lüge jeden zum Schmunzeln bringen, denn dann hat sich die Lüge in einen Witz verwandelt. Doch nun schonungslos zur Wahrheit, denn gerade Menschen wie du, denen die Wahrheit womöglich oft vorenthalten wurde, haben sie besonders verdient:

Fülle verführt mich nicht dazu, in der Karibik aus allen Hamsterrädern auszusteigen, nein; sie gibt mir einfach die Möglichkeit, mir mehr Hamsterräder ans Bein zu binden, als oft gesund wäre. Ja, und die drücken mich auch immer wieder, da ich nun einmal gerne Aufgaben erledigt bekommen will und vor allem Versprechen erfülle bzw. mich mies fühle, wenn ich mir und anderen zu viel verspreche, als ich halten kann; und ich fühle mich auch mies, wenn ich den ganzen Tag unproduktiv war, du kennst so seltsam-pseudoaktive, aber irgendwie zum Vergessen-Tage sicher auch, dann werde ich schlecht gelaunt und nicht nur Patrick kriegt das dann ab. Aber der ist ein tapferer Franke, und wenn du mal einen Franken, Tina, für dich gewonnen hast, dann meint der es lebenslang gut mit dir. Aber wenn du es mit ihm verscherzt, kann ein Franke auch ganz schön sauer sein. Vielleicht bist du ja eine Fränkin, Tina, dann weißt du, was ich meine und ich habe vielleicht etwas davon abbekommen. Aber ich will nicht vom Thema ablenken:

Und so kam bei mir eins zum anderen mit wenig Urlaub und vielen Verpflichtungen: Viele Mandanten, Seminare, Investments, Mitarbeiter, meine Unternehmen und Unternehmungen – all das sind für mich schon auch Routine gewordene Verpflichtungen, so dass ich froh bin, zeitweise nicht sooo dringende Dinge wie Podcasts einmal weglassen zu können.

Ich frage mich da mit größter Ver- und Bewunderung immer, wie das diese kreativen Milliardäre machen, wie Jeff Bezos, Richard Branson, Peter Thiel oder Elon Musk mit seinen Raketenprojekten, Beteiligungen, tausenden Mitarbeitern, 10.000en neuer Ideen und Möglichkeiten – DAS sind mal Hamsterräder, Tina, und dann schläft er als derzeit reichster Mensch der Welt nicht im Schloss und Himmelbett, sondern in seiner Tesla-Fabrik auf einem Büroteppich!

Jetzt mal ehrlich, Tina: würdest du deine Frage auch Elon Musk stellen, der 180 Milliarden Dollar Börsenwert besitzt und nicht im Traum auf die Idee käme, in der Karibik abzuhängen, einfach, weil er so viel zu tun hat nicht trotz, sondern wegen seines Geldes? Oder ist das für dich auch ein Fuzzi, der mit seinen Teslas anderen das Geld aus der Tasche zieht?

Wenn ja, dann wünsche ich dir das bestmögliche Leben, dass dir mit so einer Einstellung möglich ist. Wenn nein, dann hast du vielleicht die Energie, vorher zu recherchieren, bevor du jemanden in die Pfanne hauen willst wie mich. Und die beste Recherche ist: Frag doch das Objekt deines Interesses einfach, lerne ihn kennen und geh den Dingen auf den Grund. Das ist anstrengend und aus einer karibischen Hängematte aus nicht möglich. Aber 1. glaube ich irgendwie, dass wir eigentlich beide nicht der Typ für Hängematten sind und 2. lädt dich der Fuzzi gern auf einen Cappuccino ein allein aus Freude darüber, wenn‘s dich freut.

Soweit meine Antwort an Tina, die sie nicht mitkriegen wird, befürchte ich, weil sie alle Antworten eh schon kennt.

So, und jetzt kommt der große Unterschied, warum Elon Musk wahrscheinlich gern in riesengroßen Hamsterrädern herumrennt und warum auch ich mich mit meinen im Vergleich viel kleineren Hamsterrädern versöhnt habe: Es sind eben meineHamsterräder, die mich nicht fremdbestimmen, sondern die mir dienen zu erfahren und zu demonstrieren, wer ich bin und was mir in diesem Leben möglich ist; es sind Hamsterräder, in denen ich nicht für die Ziele anderer herumrennen muss, nur, um wohnen, essen, mal ins Theater gehen und ein bisschen Urlaub machen zu können; ja, es sind Hamsterräder, die mir so viel Energie und Zeit wegsaugen wie alle anderen Hamsterräder auch, aber ich bekomme nicht nur Geld als Ausgleich für den Energieeinsatz zurück, sondern erhalte etwas viel, viel Wertvolleres als Geld: Emotionale Erfüllung. Und ich habe die Gewissheit, dass ich gestalten und walten kann, wie es mir beliebt – bis zur sofortigen Auflösung all der Hamsterräder, und ich würde deswegen nicht unter der Brücke oder in Hartz 4 landen, sondern mich nur langweilen.

Das meine ich mit eigenbestimmt, eigenverantwortlich, autonom und selbstermächtigt, wenn ich von meinen Hamsterrädern spreche. Um es als Fazit in eine Nussschale zu packen:

Wohlstandsbildung im finanziellen und umfassenden Sinn ist nicht Hängematte, sondern verschafft einem weiterhin Arbeit und Pflichten; und wenn man nicht aufpasst, schnell auch zu viel davon.
Wer nichts tun, nichts sein und nichts werden will, der ist mit dem Sprung ins Hartz 4-Auffangbecken viel besser aufgehoben, denn da ist er finanziell auch frei, wenn er sich seine Existenz vom Staat finanzieren lässt. Wer aber heiß drauf ist, inmitten eines ereignisreichen Lebens das spannendste Projekt zu entdecken, das es in seinem Universum gibt – nämlich sich selbst -, der wird an Wohlstandsbildung, am Aufbau größerer Geldmengen und an den damit einhergehenden Hamsterrädern seine helle Freude haben.

Im nächsten Podcast dieser Reihe geht es wieder um Kompromisse und – Achtung – um Finanzbeamte und um eine Menge Dinge, die mich echt traurig machen und nicht selten aufregen, wenn ich denn Lust darauf habe, mich aufzuregen. Um heute auch einmal die Schweizer Wohlstandsbildner zu grüßen, sage ich: Bis dahin, salut!

 

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