#10 Wohlstandsbildung in Zeiten einer Pandemie [1.2/4]

In der Einleitung dieser Reihe ging es um den transformativen Charakter von Erkenntnissen, die große Sprünge möglich machen hoch auf eine neue Bewusstseins-, Frequenz- und Energieebene, und das unmittelbar und völlig mühelos. So ein Geschenk wünschen wir uns natürlich alle, und tatsächlich steht uns das auch jederzeit zur Verfügung, diese Art von Erweiterung der eigenen Möglichkeiten, diese Art von viel mehr Klarheit und Bewusstsein.

Das alles umgibt uns ständig und steckt vielleicht im nächsten Zeitungs- oder Internetartikel, der mir ins Auge fällt, in einem Podcast, der mir per WhatsApp empfohlen wurde, in der Bemerkung eines Menschen, der neben mir in der S-Bahn sitzt, in der Radiowerbung vor den Nachrichten oder manchmal auch nirgends, weil mir aus scheinbar heiterem Himmel eine Idee kommt, die alles verändert.

Sie lauern also überall und ständig, diese Gelegenheiten zu transformativem Fortschritt, und trotzdem gehen wir meistens an ihnen vorbei. Warum ist das so? Warum scheinen wir den mühsamen Weg von Change, von Lernen aus Versuch und Irrtum zu bevorzugen, wenn es doch so einfach sein kann?

Es gibt nämlich eine Bedingung, wobei Bedingung jetzt schon wieder so anstrengend klingt, und das ist es nicht – nein, sagen wir lieber: es gibt aber eine Voraussetzung, um das Geschenk solcher Geistesblitze überreicht zu bekommen: Man muss reif und bereit sein für so eine Information oder Erkenntnis, denn nur dann bin ich überhaupt in der Lage, ein Geschenk als solches zu erkennen und für mein Leben als wichtig zu erachten, als wertvoll und nützlich. Und was ist es nun, was mich reif und bereit macht, was mir die Augen und Aufgeschlossenheit gibt für einen Gedanken, für eine Idee, die alles transformiert und mein Leben ohne jeden Aufwand komplett neu ausrichtet?

Schauen wir uns zuerst an, wie es aussieht, wenn jemand nicht bereit ist.
Kennen auch die Jüngeren von euch den alten Film Karate Kid? Wahrscheinlich nicht, dann empfehle ich wirklich ihn anzuschauen, läuft auch auf Netflix. Er ist alt, aber immer noch unterhaltsam.
Der Held in der Geschichte ist 15, heißt Daniel, zieht in eine neue Stadt und wird von Rabauken schikaniert, die bei einem Bösewicht von Karate-Lehrer üble Techniken gelehrt bekommen. Irgendwann wird Daniel schwer verprügelt, und wie aus dem Nichts kommt ein kleines, altes Männchen namens Miyagi und macht alle Bösewichter platt mit seiner mit Leichtigkeit und Coolness zelebrierten Kampfkunst. Daniel ist fasziniert und will unbedingt lernen, wie man sich so verteidigen, wie man so kämpfen kann.

Lektion an dieser Stelle, in der eigentlich schon das ganze Geheimnis steckt:
Ist der Schüler bereit, ist der Lehrer nicht weit.

Tatsächlich ist Miyagi auch einverstanden, Daniel zu lehren. Der bekommt aber nicht das, was er sich vorstellt. Seine Einstellung nämlich ist: „Komm schon, zeig mir deine Techniken, zeig mir dein Geheimnis, damit ich die Typen von der bösartigen Kampfschule fertig machen kann, wird ja wohl nicht so schwer sein. Na ja, und dass ich damit die Mädels beeindrucken kann, nehme ich als Nebeneffekt schon mit. Also, Lehrer Miyagi, liefere mal.“ Und daraufhin lässt Miyagi seinen Schüler erstmal das legendäre „wax on, wax off“ machen. Wirklich legendär, werdet ihr nicht mehr vergessen, wenn ihr die Komik der Situation erkennt, denn Daniel, völlig genervt, darf jetzt Autos waschen und polieren. Nix tolle Kampfkunst-Techniken, nur wax on, wax off. Und das geht so lange, wie sich Daniel darüber aufregt, ungeduldig ist und letztlich das Großmaul bleibt, das er zu Beginn des Films auch ist – monatelang.

Zwei Lektion an dieser Stelle von größtem transformativem Wert:
Wogegen du Widerstand leistest, das bleibt bestehen.
Du bekommst nicht immer das, was du willst, aber immer, was du bist.

Irgendwann leistet Daniel keinen Widerstand mehr und macht halt sein wax on, wax off, es wird schon für irgendwas gut sein, und es ist weniger ein Resignieren, sondern eher die freiwillige Aufgabe seiner Arroganz und Ungeduld zugunsten einer gewissen Demut und zugunsten eines Vertrauens, dass sein Lehrer ihn nicht nur fürs Autopolieren ausnützen wird. Und dann weist ihn Miyagi auch ein in die ersten Feinheiten seiner Verteidigungstechniken, jetzt ist sein Schüler bereit, offen und demütig genug, um nicht herumzuspinnen mit womöglich mächtigen Informationen, die man leicht missbrauchen könnte.
Und was bringt ihm Miyagi eigentlich bei? Schon die Techniken, wie man stabil steht auf einem Bein, wie die Hand abgehärtet wird, wie ein Schlag effektiv ist; aber das alles ist eingebunden in ein großes Ganzes, nämlich in die Lehre, was ein achtsames, respektvolles, inhaltsvolles Leben ist. Und damit kann sich Daniel immer mehr identifizieren, so dass er nun schon ein großer und sogar in Wettkämpfen erfolgreicher Kämpfer ist, der sich auch von unfairen Methoden nicht von seiner ehrbaren Gesinnung abbringen lässt, doch es hat sich ihm eine viel größere Perspektive eröffnet, in der Kampfkunst nur ein kleiner Teil ist.

Kleiner Einschub und Schwank aus meinem eigenen Leben: Da war ich noch Musiker, ein recht begabter Gitarrist, der schnell lernt und flinke Finger hat. Und das wusste ich auch, deshalb saß ich mehrere Jahre vor meinem Lehrer mit der Haltung von „mach aus mir einen großen Virtuosen, der die Bühnen der Welt erobert. Lass mein Licht die ganze Welt erhellen, in das hineinzuschauen heute schon so weh tut, weil es so strahlt.“ Rückblickend weiß ich, dass ich ein ganz schön eingebildeter, arroganter Bengel war zu dem Zeitpunkt. Was hat mich mein Meister mehrere Jahre machen lassen? Wir nannten das damals Fabrikarbeit, und das war letztlich furchtbar zähes Training, wie man seine Finger ordentlich bewegt, mit toller Musik hatte das aber nicht zu tun, und entsprechend ungeduldig wurde ich auch. Bis ich auch eines Tages sagte, dass ich keine Lust mehr auf das technische Zeug hatte, ich will jetzt richtig Musik machen!

Was er mir dann sagte, war nur ein kurzer Satz in einfachstem Deutsch, hat mich aber schwer getroffen. Und dann begann viele Jahre ein ganz anderer Unterricht, und natürlich ging es noch um Musik, Repertoire, Phrasierung, musikalischen Ausdruck und Technik, aber etwas viel Größeres und Übergeordnetes stand immer im Vordergrund. Er sagte zu mir:

„Andreas, du willst ein guter Musiker werden? Dann werde erstmal ein besserer Mensch.“

Zurück zu Daniel, der ein guter Kämpfer werden wollte und dann einen Unterricht bekam, der einen besseren Menschen aus ihm machte. Die wirklich guten Lehrer auf der Welt müssen sich da wohl irgendwie absprechen, was ihren Lehrplan angeht.
Daniel übte jetzt also fleißig seine Bewegungen, Schläge und Tritte, Schnelligkeit und all das, doch der eigentliche Unterricht hat etwas ganz Anderes zum Inhalt.

Lektion an dieser Stelle: Je mehr sich Daniel mit Kampfkunst beschäftigt, desto weniger geht es um Kampfkunst.

Das kennen wir irgendwoher, oder? Im ersten Teil dieser Reihe sagte ich dazu „Je mehr ich mich mit Vermögensaufbau beschäftigt habe, desto weniger ging es um Vermögensaufbau.“ Und dass Renditen irgendwann zur Nebensache werden könnten. Dass Wohlstandsbildung womöglich mehr sein könnte als nur mehr Geld.

Ich versuche nun mal zusammenzufassen, was es meiner Meinung nach braucht, um offen und bereit zu sein für Erkenntnisse, die transformative Kraft und Qualität haben:

  1. Es für absolut möglich halten, dass Bewusstseinssprünge ohne jeden Aufwand an Zeit und Kraft möglich sind.
    Wer aber davon überzeugt bleiben will, dass Fliegen unmöglich und Unsinn ist, der soll halt weiter zu Fuß gehen.
  2. Erwartungsvoll erwartungslos durch die Welt gehen.
    Wer mit einer gewissen Gier nach Erkenntnis und geradezu verbissen auf der Suche nach Lösungen ist und eine Menge Kraft und Konzentration darauf verwendet weiterzukommen, macht sich für Transformation unmöglich. Diese Art einer Erwartungshaltung strahlt nämlich eine starke Frequenz von Mangel aus, von was auch immer, und das Universum wird dann auch mit einem perfekten Umfeld antworten, das einen Mangel erleben lässt.
    Dienlicher ist es, mit einer Erwartungshaltung von „Überall so viel Fülle um mich herum an Ideen, Möglichkeiten, tollen Menschen, Geld und Projekten – ich bin gespannt, wann und wie mir ein goldenes Ei in den Korb fällt.“ Diese erwartungsvolle Haltung macht innerlich weit, schafft Raum für Neues und strahlt die Frequenz von Fülle aus; entsprechend wird sich ein Umfeld sortieren, das einen Fülle erleben lässt, auch eine Fülle von transformativen Erkenntnissen.
  3. Interessiere dich wirklich für das, was du sein oder haben willst und bleib fokussiert.
    Wenn Daniel dahergekommen wäre mit dem Wunsch „Zeige mir den einen vernichtenden Schlag, der meine Gegner erledigt“, dann wäre er doch nicht an wahrer Kampfkunst interessiert gewesen, sondern wollte nur eine Methode, mit der er sein altes Leben bequem hätte weiterleben können; und wenn ihm einer halt blöd kommt, wird der umgenietet. Das ist „Materie erschafft Materie“, das ist die Donald Trump-Methode, die vielleicht raffiniert, aber geistlos ist. Denn hier ist kein Interesse, ein höheres Bewusstsein für etwas zu bekommen und auch nicht die Bereitschaft, sich längere Zeit damit zu beschäftigen, also zu fokussieren – nein, das ist nur der Schlag auf das Lämpchen im Auto, das mir anzeigt, dass Öl fehlt. Ein Schlag, und ich werde nicht weiter beim Fahren gestört. Die Änderungen eines Zustandes – in dem Fall anzuhalten und Öl nachzufüllen –, ist nicht erwünscht. Das ist eine Technik durchs Leben zu gehen, die kurzfristig sehr gut funktioniert, aber eben auch nur kurzfristig.
    Das ist auch der Grund, warum ich niemandem Geld geben würde, der Geldprobleme hat, denn das kittet das Symptom, löst aber nicht das Problem. Wer dagegen an einer Zustandsänderung in seinem Leben interessiert ist, wird sehr schnell eine Richtung einschlagen, die gar keine Geldprobleme mehr aufruft.
    Oder nochmals anders ausgedrückt: Wer ganz laut schreit „Gib mir ein Rezept, das mich von meinem Problem erlöst“, der ist nicht offen für einen transformierenden Prozess. Er macht sich nur weiter abhängig von Rezepten und von den Leuten, die Rezepte ausstellen können, und ändert ansonsten nichts in seinem Leben.
    Ganz anders unterwegs ist jemand, der sagt: „Ich will kein Wasser von dir. Erkläre mir, wie ich einen Brunnen baue!“ Das ist echtes Interesse für die Sache, das ist Fokus und ein wahres Bedürfnis für ein höheres Lebensniveau. Und wer damit unterwegs ist, ist ein unwiderstehlicher Magnet für Geschenke, die einen wirklich sofort dahinbringen.

Tja, und was hat das Ganze jetzt mit Wohlstandsbildung in der Krisenzeit einer Pandemie zu tun? Mit Wohlstandsbildung eine ganze Menge, aber ich will hier ganz offen zugeben: Eigentlich wollte ich über das erste Kapitel sprechen „Auszeit ist Innenschau und nur der Süd- vom Nordpol“ und über das zweite „Das Gegenteil von Sklaventum ist Fülle“. Aber ich sitze hier an einem Sonntag, wollte eine Einleitung schreiben zum ersten Kapitel und dann hat es mich völlig in eine andere, für mich selbst sehr inspirierende Richtung getrieben. Und jetzt ist das so viel Stoff geworden, dass der Podcast arg lang werden würde mit den angekündigten Kapiteln.

So ist das halt: Wer erwartungsvoll erwartungslos durch die Welt geht, bekommt nicht immer das, was er plant. Aber er bekommt immer das, was er ist. Und mich hat jetzt nochmal das Thema Transformation gepackt, so dass aus einer 4-teiligen Podcast-Reihe jetzt eben eine 5-teilige oder noch mehr-teilige wird, auch wenn das in der Einleitung noch ganz anders geplant war. Nennen wir diese Folge also nicht Teil 2, sondern 1.2. Und Teil 2 kommt im nächsten Podcast, zumindest ist es bis heute so geplant. Ganz ehrlich: Ich bin selbst schon gespannt, ob wir uns das nächste Mal bei der Auszeit, die Innenschau ist, hören. Und beim Sklaventum, das übrigens ganz viel mit kaputt geschlagenen Öllämpchen zu tun hat.

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