#91 Mieten statt Kaufen!

Podcast-Dauer: 37:25

Shownotes:

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Kostenlos: Der neue Wohlstandsbildner-Newsletter und Tipps von Warren Buffett.

Um diese Themen geht es heute: Wir sprechen über ein neues Instrument für Menschen, die einen kritischen Blick auf die Finanzwelt verkraften und feine Informationen aus der Investorenwelt verdienen. Dann geht um ein Thema, das noch immer viele Deutsche bewegt, die nicht wissen, ob sie eine Immobilie nur mieten oder gleich kaufen sollen. Im Anschluss gewährt uns der weltbeste Investor Einblick in seine vorausschauende Finanzstrategie, und zum Abschluss geht es einmal wieder um eine Hörerfrage, mit der ich behaupte, dass innere Arbeit nie für die Katz ist.

Der neue Wohlstandsbildner-Newsletter – Dein schriftlicher Weggefährte in bewegten Finanzzeiten

Viele von uns leiden unter einem zu vollen E-Mail-Postfach, in dem zu viel landet, was einen überhaupt nicht interessiert. Braucht es da echt noch ein weiteres Newsletter-Format, das die Welt aus der Perspektive eines Investors beleuchten will?

Ja, das braucht es, behaupte ich.

Ich bin in knapp 30 Newsletter-Verteilern eingetragen, die wirtschaftliche Analysen, Finanzwissen und Vermögensanlagen in den Fokus stellen. Das ist nur ein Bruchteil von dem, was es gibt, aber mir reicht der Einblick, der mich auch schon so mehrere Stunden pro Woche kostet. Allein auszusortieren, was alles von dem Geschriebenen für mich nutzlos ist, kostet Zeit. Denn:

  • In der wöchentlichen Flut dieser digitalen Post liegt oft weniger Finanzwissen und viel mehr Finanzwerbung. Ab und zu auf neue Gelegenheiten hingewiesen zu werden, dagegen habe ich gar nichts, aber wenn es am Ende ganz offensichtlich nur ums Verkaufen geht? Das ist dann gerade bei den kostenpflichtigen Newslettern wirklich ärgerlich.
  • Oder ich finde in einem Newsletter unzählige weichgespülte, oft auch plattgetretene Aussagen, die nicht richtiger werden mit jeder Wiederholung: Stichwort ETFs und dass breit gestreute Aktienkäufe die Glücksformel für coolen Vermögensaufbau darstellen würden, weil die Weltwirtschaft, so lange wir leben, ja nur wachsen kann.
  • Oder solche eigentlich toll recherchierten Newsletter wie die vom Ökonomen Daniel Stelter und vom Spitzen-Investor Ray Dalio: Deren Newsletter überfordern mich mit ihrer Überfülle an Text, mit liebloser, weil leserunfreundlicher Formatierung, mit einem Bombardement von trockenen Fakten, die nur Analysten einordnen können. Und die mir 40 min meiner Zeit abringen, wenn ich alles gelesen haben will.

Was will ich also anders machen, was soll der Wohlstandsbildner-Newsletter bringen? Ein paar Ideen dazu:

  1. Ich will es schaffen, die durchschnittliche Lesezeit pro Newsletter auf maximal 10 Minuten zu begrenzen. Es geht um Impulse, nicht um Abhandlungen; ich will zum Denken anregen und niemandem das Denken abnehmen. Ich will Schlaglichter setzen und nicht die Augen durch Dauerbeleuchtung ermüden.
  2. Wie oft der Newsletter erscheinen soll, das will ich mir noch variabel halten. Zu Beginn erstmal nur alle zwei Wochen, und dann hole ich mir Rückmeldungen, ob das zu viel, zu wenig oder genau richtig ist. Versandtag wird immer der Dienstag sein um 06.00 Uhr in der Früh.
  3. Der Newsletter soll angenehm zu lesen sein, heißt: schön gegliedert in überschaubare Absätze, Bilder, Zitate und Trenner, die Themenwechsel anzeigen. Textwüsten sind etwas für Algorithmen und Robots, aber nicht für das menschliche Gehirn.
  4. Der monatlich erscheinende Wohlstandsbildner-Podcast und die Newsletter sollen immer mal wieder interagieren: Viele etwa finden die Shownotes der Podcasts interessant, aber ihre App stellt sie nicht dar. Diese Links im Newsletter anzuklicken wird viel bequemer sein. Überhaupt etwas mehrfach nachlesen und auch mal rauskopieren zu können ist angenehm und eindeutig eine Stärke des Geschriebenen.
  5. Ja, ich werde wie im Podcast auch auf Angebote zum Investieren aufmerksam machen, wenn diese Angebote allgemeinverträglich sind, sich also für jedes finanzielle Bildungsniveau eignen. Diese Angebote gibt es allerdings nur ein bis zwei Mal im Jahr, oft noch seltener. Es geht um Wissen, wie strategisch klug investiert werden kann. Wer auch wissen will, wo er investieren kann, ist in der Investorenausbildung für Wohlstandsbildner richtig. Das spezielle Wissen dort qualifiziert auch für Investitionen, die ein tieferes Verständnis des Geschehens erfordern. Nicht zu wissen, was man tut, das mag im Alltagsleben oft gutgehen. Beim Investieren aber kostet es meistens Geld.
  6. schließlich: Der Newsletter wird sich wie der Podcast auch mit Themen und Zitaten beschäftigen, die scheinbar gar nichts mit Finanzen und Wirtschaft zu tun haben. Natürlich wird es nicht immer um Finanzen gehen! Denn der wichtigste aller sechs Faktoren für gelungenen Vermögensaufbau ist? Der Faktor Mensch!
    Das Menschsein besteht aus so viel mehr als nur mehr Geld, auch, wenn eine Figur wie Donald Trump kein Beleg für diese Aussage sein mag. Für mich ist die menschliche Erfahrung ein Werdungsprozess, der bis zum Tod andauert und womöglich auch mit dem nicht aufhört. Wie wir dieses Werden gestalten können, das finde ich interessant. Und was große Geldmengen und die Fähigkeiten eines Investors dazu beitragen können.

Probieren wir es einfach aus mit dem Newsletter und beginnen damit an einem ganz runden Datum: Am Dienstag, 06.06. um 06.00 Uhr wird die erste offizielle Ausgabe zugestellt. Ihr Thema wird sein: „Hinter den Kulissen der Macht: Fünf Erfolgsstrategien institutioneller Investoren und ihr Ehrenkodex“. Zum Auftakt geht es gleich mitten rein und in höchste Höhen des Themas. Kleiner Nebeneffekt dabei: Mit dieser Newsletter-Premiere werden auch Eigenschaften meiner Person verständlicher, etwa, warum ich heute als Privatpilot unterwegs bin, warum ich es so ernst nehme mit der Pünktlichkeit, die ja ein Teil dessen ist, was man Zuverlässigkeit nennt. Da hat mir der Ehrenkodex institutioneller Investoren eine prägende Erziehung verpasst, und das im reifen Alter von Ende 30.

Anmeldung unter www.wohlstandsbildner.de/newsletter. Dieser Link findet sich natürlich auch in den Shownotes zu diesem Podcast. Und wer eine Ausgabe verpasst oder nachlesen will, wird fündig unter www.wohlstandsbildner.de/newsletter/archiv.

Mieten statt kaufen: Warum Selbstbestimmtheit und Schulden einander ausschließen

Die Gründe, die viele veranlassen, auch nur darüber nachzudenken, eine Immobilie zu kaufen anstatt zu mieten, diese Gründe haben meiner Erfahrung nach hauptsächlich mit drei Dingen zu tun:

  1. Mit der Angst vor Verelendung und Armut in der Annahme, eine Immobilie könnte davor schützen.
  2. Mit dem Wunsch nach Autonomie, um wenigstens in den eigenen vier Wänden sein eigener Chef zu sein. Oder es ist
  3. – eher seltener, ich erlebe es aber häufig – es ist Gelddruck, d. h. jemand hat viel Geld zu Verfügung und weiß nicht, was er damit machen soll; und bevor er gar nichts macht, kauft er halt eine Immobilie.

Mir geht es heute um den Grund, der am häufigsten vorgebracht wird: um den Wunsch nach Autonomie. Ihr wisst schon, dieses berühmte: „Ich will auch um 02.00 Uhr nachts laut Musikhören können. Ich will meine Wände da reinziehen, wo es mir passt! Oder, schon wieder mehr angstgetrieben: „Ich will, dass mir niemand kündigen kann.“ Es geht also mit den eigenen vier Wänden oft um Selbstwirksamkeit und Selbstbestimmtheit.

Womit wir bei einem krachenden Widerspruch landen: Denn die meisten akzeptieren für dieses Gefühl der Selbstbestimmtheit 20 oder 30 Jahre lang Schulden bei der Bank! Das aber geht einher mit zwei folgenschweren Konsequenzen:

  1. So lange ich Schulden habe, gehört die Immobilie nicht mir, sondern der Bank.
  2. Ich bin auf Gedeih und Verderb mit meiner Immobilie („meiner“ in Anführungszeichen) auf ein stetig steigendes Einkommen angewiesen. Sonst geht es schnell in Richtung Zwangsversteigerung. Banken, die eben noch so zuvorkommend waren, können da sehr durchsetzungsfreudig sein. Und sogar, wenn meine Immobilie abbezahlt ist, bin ich auf stetige Kapitalzuflüsse angewiesen, denn der Unterhalt einer Immobilie kostet viel Geld.

Das heißt: Wenn ich mir eine Immobilie nicht leisten kann und finanzieren muss, gebe ich mich der Illusion hin, etwas zu besitzen, was aber eigentlich mich besitzt; und was mein Leben und viele wesentliche Entscheidungen beeinflusst. Selbstbestimmung endet immer da, wo die Schulden beginnen.

Nun, ich weiß, dass der Kauf eine Immobilie für viele kein Thema mehr ist, nachdem die Leitzinsen wieder erheblich gestiegen sind und sich der normale Mittelstand größere Kredite nicht mehr leisten kann. Doch viele leben in einer fremdfinanzierten Immobilie und werden ihn im Nacken spüren, den heißen Atem der Bank, wenn z. B. das aktuelle Darlehen verlängert werden muss oder ein neues Darlehen aufgenommen muss, etwa, um eine Robert-Habeck-freundliche Heizung einzubauen.

Doch um von derartigen Zwängen befreit zu sein, das ist nur ein Grund, warum es sich lohnt, zu mieten anstatt zu kaufen. Es gibt noch 5 weitere:

  1. Für mich als Investor der gewichtigste Grund vorneweg: Wenn ich miete, muss ich eine Kaution von ein paar Monatsmieten hinterlegen und fertig. Alles, was sonst an Vermögen da ist, kann ich in Produktivkapital umwandeln. Wer so vorgeht, hat eine goldene Entscheidung getroffen: dass er nämlich anstrebt, irgendwann aus den Erträgen seines Kapitals frei zu leben. Mit diesen Erträgen zahlt er dann die monatliche Miete, alle anderen Lebenshaltungskosten und mit der Zeit auch immer mehr Urlaube und Wünsche aller Art.Was dabei oft überrascht: Diesen Status der wirtschaftlichen Absicherung, wie ich ihn nenne, zu erreichen, das dauert womöglich genauso lang wie die Tilgung einer Immobilie. Nur bin ich danach für den Rest meines Lebens finanziell weitgehend unbeschwert unterwegs. Mit der abbezahlten Immobilie dagegen habe ich eine Verbindlichkeit, die mich und vielleicht nachfolgende Generationen für den Rest des Lebens Geld kosten wird; denn nach dem Heizungstausch kommt das neue Dach, erweiterte Dämmvorschriften, die nächste Grundsteueranhebung und Erhöhungen der Versicherungsprämien kommen garantiert auch.Und ganz schlimm ist es, wenn ich selbst in der Immobilie wohne: Dann kann ich all diese Kosten auf keinen Mieter umlegen, und sie sind nahezu nicht steuerlich absetzbar.
  2. Für über 80 % aller stolzen Wohneigentümer gilt: Das Wohneigentum stellt in ihrem Portfolio eine gewaltige Unwucht dar. Das nennt man Klumpenrisiko. Ein ausgewogenes, anpassungsfähiges, sowohl auf Cashflow wie auch auf Vermögensaufbau ausgerichtetes Portfolio – das ist mit so einem Klumpen meistens nicht mehr aufzubauen, weil die restliche Lebenszeit zu knapp bemessen ist.Dabei sind es die Deutschen, die immer am lautesten nach Streuung rufen. Aber dann dieser Brocken im Körbchen, inmitten einer Investorenwelt, die endlos viel Streuung und Vielfalt zu bieten hat: Diese Welt ist so reich, bunt, vielschichtig, würzig, spannend oder entspannend, wonach immer mir ist. Mich aber für drei Jahrzehnte zu verschulden, Zinsen zu tilgen und na ja, ok, parallel vielleicht noch 350 Euro monatlich in einen ETF reinzusparen, weil das ja alle irgendwie machen – das ist wie ein Buffet, auf dessen Tisch ein riesiger Block Käse thront und daneben noch ein kleines Schälchen Oliven. 30 Jahre nur Käse futtern, Käse einer Sorte, tagein, tagaus, Monat für Monat, Jahr für Jahr, immer den gleichen Käse, und vielleicht noch vier Oliven. Da kann ich nur wünschen: Möge diese etwas einseitige Finanzernährung keine Mangelerscheinungen aufkommen lassen.
  3. Ein weiterer Grund, der mir als freiheitsliebender Investor viel bedeutet: Mieten heißt weniger Verantwortung. Eine Verbindlichkeit verbraucht ja nicht nur Geld, sondern auch Zeit und Nerven. Wenn ich ein Haus besitze, bin ich für alle Reparaturen, Wartungsarbeiten, Steuerkram und alle sonstigen vom Gesetzgeber auferlegten Pflichten verantwortlich. Wenn ich dagegen zur Miete wohne, darf sich der Vermieter mit all dem herumschlagen.Und es hat auch mit verbesserter Planbarkeit meines Lebens zu tun: Denn ich bin befreit von allen zu erwartenden und vor allem unerwarteten Kosten, die eine Immobilie verursacht. Ich bin befreit vom gesamten Management des Besitzes. Damit kann ich meinen Kopf vielleicht für produktivere Dinge einsetzen. Und natürlich geht damit eine weitere Freiheit einher, die überleitet zu
  4. Flexibilität: In einer Welt immer schnellerer und größerer Veränderungen soll es ja vorkommen, dass der Ruf des Lebens nach Veränderung klingt, nach Erweiterung, nach Neuland. Wer mietet, der kündigt und schon ist er weg.
    Wer dagegen gekauft hat, kann nicht einfach weg und sich woanders neu erfinden. Er muss entweder vermieten oder verkaufen. Vermieten bedeutet vielleicht körperlich weg sein zu können, aber der Kopf muss vor Ort bleiben, siehe Punkt zwei „Verantwortung“. Oder er verkauft, was richtig schwierig sein kann in Zeiten, in denen es immer weniger Käufer gibt. Das ist das sog. Marktrisiko – ein Risiko, das einem das Leben zur Hölle machen kann, und über das Darlehensgeber und Immobilienverkäufer kaum bis gar nicht aufklären. Viele Immobilienbesitzer, die nicht mehr besitzen können oder wollen, erleben gerade, wie konkret sich so ein abstraktes Wort wie „Marktrisiko“ anfühlen kann.
  5. Zum Abschluss noch ein eher weicher Faktor, warum ich ein Fürsprecher von „Mieten und nutzen“ bin anstatt von „Kaufen und besitzen“. Dieser weiche Faktor besteht aus drei Worten:

Besitz macht schwer.

Jede Sicherheit zu wissen, dass etwas wirklich mir gehört, heftet sich zugleich wie ein Klotz an meine Fersen, beschwert und verlangsamt meine Schritte durchs Leben.

Als Sterbebegleiter sitze ich oft am Bett von Menschen, die sich in der Spanne ihres Lebens erstaunlichen Besitz aufgebaut haben. Vieles davon mag den Leuten Freude gebracht haben, natürlich, und jeder Besitz bringt seine ganz eigenen Möglichkeiten mit sich, Erfahrungen zu machen.

Doch in den letzten Monaten und Tagen eines Lebens bekommt die Schwere, die Last, die mit Besitz einhergeht, noch mehr Gewicht. Und es bestätigt sich, was vier kluge Menschen gesagt haben, deren Zitate das Thema an dieser Stelle abrunden sollen:

„Je mehr du besitzt, desto mehr besitzt dich dein Besitz.“ – Henry David Thoreau

„Hätte ich nur weniger Dinge, um die ich mich kümmern müsste.“ – Thomas Alva Edison

„Besitz ist nur halb so angenehm wie Verlangen.“ – Arnold Bennett

Und oft hat auch Napoleon Recht, wenn er mit feinsinniger Ironie sagt: „Reichtum besteht nicht im Besitz von Schätzen, sondern im Aufhebens, das man von ihnen zu machen pflegt.“

Warren Buffett und Charlie Munger erfreuen Aktionäre mit ihrer vorausschauenden Investitionsstrategie

Am 06. Mai 2023 sprachen Warren Buffett und sein Geschäftspartner Charlie Munger zu ihren Aktionären, und zwar auf der Jahresversammlung von ihrem Konzern Berkshire Hathaway. Fünf Stunden haben sie sich den Fragen ihrer Gesellschafter gestellt. Hier meine fünf Spotlights dieser Veranstaltung, die erhellen sollen, was anderen vielleicht verborgen bleibt:

  1. Lebensfreude: Warren Buffett ist 92, Charlie Munger ist 99 Jahre alt. Und die beiden schienen am Ende der fünf Fragestunden nicht sonderlich erschöpft. Daraus schließe ich: Diese wackeren Herren tragen nicht nur Langlebigkeitsgene in sich, sondern haben auch sichtlich eine Menge Spaß an ihrer Arbeit – und Spaß war schon immer ein Lebenselixier. Die beiden sind einfach begeisterte Investoren, die ihr gewaltiges Portfolio verwalten, die neugierig die Welt beobachten und die sich ihre Gedanken machen zu dem, was sie da beobachten. Da kommen sie mir oft vor wie die nette Version der beiden Opas auf dem Balkon Waldorf und Statler von der Muppet-Show.
    Doch im Gegensatz zu denen hört die gesamte Weltwirtschaft zu, wenn Buffett und Munger ihre Gedanken in Worte kleiden.
  2. Künstliche Intelligenz: Zum Beispiel beobachten sie die Fortschritte künstlicher Intelligenz, wie ich sie ja im letzten Podcast schon angesprochen habe. Eine Berkshire-Aktionärin wollte wissen, wie Buffett und Munger zu diesem Thema stünden. So, wie ich das verstanden habe, finden die beiden das interessant, was da passiert, aber wie mit allem Neuen, gerade was neue Technologien angeht, da bleiben sie eher in der Beobachterrolle und halten es bis auf Weiteres noch ganz gut mit altmodischer Intelligenz aus, wie Munger meinte.Der nannte es, und das ist bemerkenswert, einen Hype, der da gerade erzeugt würde. Also scheint Munger das ganze KI-Geraune für etwas hochgekocht zu halten. Ja, das Denken von Maschinen werde sich verändern, sagt er, aber das Denken von Menschen ändere sich nicht.Da bin ich mir nun nicht so sicher. In den nächsten 10 bis 15 Jahren werden sich viele wissenschaftliche Disziplinen genau anschauen, wie KI unser Unterbewusstsein, Denken und Handeln beeinflusst – und das wird es. Das Schöne für mich ist: Ich werde, wenn mir nichts vorzeitig zustoßen sollte, erleben können, was KI noch alles bewirken wird. Buffett und Munger werden dann in flüchtigeren Gefilden ein neues Portfolio aufbauen, aber ziemlich sicher ohne die Hilfe einer künstlichen Intelligenz.
  3. Streuung: Eine These hat Charlie Munger bestätigt, was große Investoren schon immer sagen und was ich im Finanzseminar-Kapitel Risiko, Streuung und Performance demonstriere: Streuung wird überschätzt. Munger hält es sogar für verrückt, dass heutzutage an den Universitäten gelehrt werde, dass eine breite Diversifikation zwingend sei wie etwa bei Aktienanlagen.Die Frage kam auf, weil sich ein Aktionär besorgt gezeigt hat angesichts der 100 Mrd. Dollar, die die Berkshire Hathaway allein in Apple-Aktien investiert hat. Das ist tatsächlich viel Geld bei einem Berkshire-Gesamtwert von unter 1 Billion Dollar, mehr als 10%. Aber die beiden Altmeister wissen halt, was sie tun, und Apple ist nun mal ein hochprofitables Unternehmen. Vom höchstbewerteten Konzern unter den börsengehandelten Firmen abzurücken, nur, um in etwas weniger Gutes zu streuen, das wäre dann wirklich verrückt.
  4. Marktrisiken: Ein Investment kann noch so gesund und großartig sein – wenn die Marktrisiken drumherum zu groß werden, dann wird sogar auf ein Spitzeninvestment verzichtet: Die Berkshire hat nämlich brillant performende Aktien abgestoßen, und zwar die vom Weltmarktführer in der Halbleiterindustrie TSMC, der Taiwan Semiconductor Manufacturing Company.Und die sitzt nun mal in – der Name sagt es – in Taiwan, und Taiwan ist lächerliche 130 km vom Chinesischen Festland entfernt, und China betrachtet diese Insel als sein Eigentum. Von den Spannungen, die es deswegen gerade gibt, wissen wir alle, und diese Spannungen gehören zu den gefährlichsten, die die ja nicht gerade spannungsarme Welt zu bieten hat. Der Corona-Stillstand dürfte rückblickend ein kleines Übel gewesen sein gemessen an den Schwierigkeiten, die alle Welt haben wird, wenn China wirklich Taiwan angreifen sollte.Und das hält Warren Buffett augenscheinlich für möglich. Die Aktien von TSMC zu halten ist ihm daher ein zu großes Risiko. Das zeigt, wie das Berkshire-Management eingestellt ist: man kann es defensiv und konservativ nennen. Oder vorausschauend. Lieber ein paar Gewinne liegen lassen, anstatt das Risiko eines Totalverlusts einzugehen.

Wie gehe ich persönlich mit so etwas um? Im Rahmen der Wohlstandsbildner-Strategie versuche ich geostrategische Risiken dieser Art bewusst zu reduzieren, vor allem bei langfristigen Investitionen wie etwa denen in der dritten Säule Agrikultur.
Und wenn die klimatischen, steuerlichen und infrastrukturellen Bedingungen noch so toll wären – es wäre für mich undenkbar, etwa in der Nähe von China, Russland oder Nordkorea zu investieren. Ich will souveräne Staaten, die keine Übergriffigkeit oder Raketentests von Nachbarn befürchten müssen. Und es müssen Staaten sein, die innerhalb ihres Territoriums noch nie Land und Besitz enteignet haben. Und angenommen, es würden sich trotzdem in der Nähe meiner Investitionen Bürgerkriege und sonstige politische Unruhen entwickeln, dann wäre ich wie Warren Buffett eingestellt und würde verkaufen, wenn möglich.

  1. Dass ich zu denen gehöre, die Warren Buffett genau zuhören, beweist auch mein Bücherregal. In dem steht das Büchlein von Benjamin Graham „The Intelligent Investor“. Buffett spricht regelmäßig über dieses Büchlein von Graham, so sehr schätzt er es. Graham ist ein in seiner Zeit berühmter Investor und Wirtschaftswissenschaftler, der kluges Investieren mit geradezu wissenschaftlicher Akribie untersucht hat, wenn auch nur auf die Börse bezogen. Doch auch Nicht-Börsianer können eine Menge daraus lernen. Am meisten bekannt geworden ist Graham nämlich durch sein sog. Rebalancing.

Nochmals in Kürze, was damit gemeint ist:

Rebalancing bedeutet, das eigene Portfolio regelmäßig auf seine Anlageklassen hin zu überprüfen und deren Anteil zum Gesamtportfolio. Bei Bedarf werden diese Anteile angepasst, um sicherzustellen, dass sie zu dem passen, was ich Investorenprofil nenne. Das Ziel ist, Risiken im Portfolio zu reduzieren – Risiken, die nicht oder nicht mehr zur eigenen Investorenpersönlichkeit passen.

Im Detail bedeutet das, dass ein Anleger in Abständen von etwa 3-5 Jahren prüfen sollte, ob bestimmte Vermögenswerte über- oder unterbewertet sind. Wenn etwa eine Vermögensklasse im Portfolio zu viel Raum einnimmt im Verhältnis zu den anderen Vermögensklassen, weil sie sich z. B. sehr gut entwickelt hat (ihr Nettoinventarwert also stark gestiegen ist), dann sollte der Anleger diese Klasse reduzieren und die anderen Vermögensklassen mehr gewichten, um das Portfolio wieder in eine ausgewogene Position zu bringen – stets im Hinblick auf das persönliche Investorenprofil und die festgelegten Ziele.

Rebalancing ist das, an was sich nicht nur Warren Buffett immer hält, sondern jeder Investor, der einer Strategie folgt, die ihn durch alle Zeiten hindurch unterstützen soll. Für unwissende Anleger ist die Disziplin, die Rebalancing einfordert, eine Herausforderung, denn es bedeutet mitunter, das, was gut läuft, zu verkleinern, und das, was scheinbar nicht so gut läuft, stärker zu gewichten.

Das ist psychologisch gesehen nicht einfach, aber es ist klug und vernünftig. Und es unterscheidet den langfristig denkenden, professionellen Investoren vom planlosen Geldanleger, der nur auf den Augenblick fixiert ist. Bei diesem managt nicht der Verstand das Portfolio, sondern Emotionen. Eine Strategie darf aber auf keinen Fall von Emotionen überlagert werden. Denn sie ist ja dazu da, um Emotionen ausleben zu können – aber eben ohne Gefahr für das eigene Vermögen.

Hörerfrage: „Innere Arbeit ist nie für die Katz“ – Fünf Impulse für mehr Schöpfungskraft, wenn einen das Leben nervt

Nach mehr als einem halben Jahr, lieber Wohlstandsbildner Martin, will ich jetzt auf deine Frage eingehen. Danke für die Geduld bis heute.
Martin hat mein Essenzseminar 2022 besucht und arbeitet aktiv mit den Inhalten, wie seine Zeilen spüren lassen. Ich zitiere:

„Ich habe den Fokus gerade sehr auf Schöpfung und auf eine höherschwingende Frequenz und arbeite jeden Abend und jeden Morgen damit. Das funktioniert sehr gut.“

Glückwunsch, Martin, dann bist du auf jeden Fall auf dem Weg dorthin, wo du hinwillst. Aber du scheinst daran zu zweifeln. Denn du schreibst weiter:

„Wenn ich dann allerdings in meinen Job komme, den ich aktuell noch habe und auch brauche, lasse ich mich durch den Blick nach links und rechts von den Leuten, die um mich herum agieren oder eher reagieren, oft in meiner Frequenz beeinflussen und ich habe das Gefühl, die Arbeit an mir ist für die Katz.“

Martin, du sprichst da ein zentrales Problem an, das wir alle haben, wenn unsere Vorstellung von der Welt nicht mit dem übereinstimmt, wie wir sie dann tatsächlich erleben. Vier Gedanken dazu, die wir im Essenzseminar angeschaut haben und hier beispielhaft vertiefen können; und diese vier Gedanken bitte nicht als Leitlinie verstehen, als wüsste ich, wo es langgeht, sondern nur als Denkimpulse und als Ideen, aus denen du, Martin, deine eigenen Schlüsse ziehst:

  1. Innere Arbeit ist nie für die Katz. Sie gehört mit jeder Sekunde zum besten Investment, das man in sich selbst machen kann. Einer meiner liebsten Leitsätze ist: „Wenn du nicht nach innen schaust, gehst du leer aus.“ Bedenke, dass die meisten nie nach innen schauen, sondern sich nur vom Außen umhertreiben lassen. Du dagegen kannst nicht leer ausgehen, denn auch nur 3 % innere Arbeit wären eine bedeutende Einzahlung auf dein Schöpfungskonto – schließlich genügen 3%, um einer kritischen Masse ein Momentum zu verleihen.
  2. Unsere Welt existiert, weil es Kontraste gibt. Etwas, das kein Gegenteil hat als Kontrast, gibt es nicht in einer relativen Welt. Kontrastreichtum ist das, uns ins Leben bringt und am Leben erhält – auch, wenn der nicht immer so angenehm ist, wie wir uns das wünschen.
    Es gibt immer mindestens zwei Perspektiven: Wir können den Kontrast – also alles, was wir nicht wollen, als Anlass nehmen, um uns runterziehen zu lassen; oder wir können ihn als Erinnerung auffassen an das, was wir wollen. Das Ereignis ist immer dasselbe, nur bringen diese zwei Perspektiven auf ein Ereignis komplett unterschiedliche, gegensätzliche Reaktionen hervor.
    Gegenüber den Kontrasten in der Außenwelt mögen wir machtlos sein, sie sind immer da. Aber was die Wahrnehmung dieser Kontraste angeht, können wir die Perspektive wählen. Und mit der entscheiden wir, welchen Sinn wir einem Ereignis in unserem Leben geben.
    Die Kunst ist nur, sich dieser Wahlmöglichkeit bewusst zu sein und sie zu nutzen. Vor langer Zeit nannte das Buddha „das Beobachten deiner Gedanken“. Die Psychologie heute nennt das „reaction gap“: Das ist die Lücke als winziger Augenblick zwischen einem Ereignis und unserer Reaktion auf das Ereignis. Es liegt allein an uns: Stellen wir diese Lücke her oder rauschen wir reflexhaft in die Reaktion, auf die wir konditioniert sind? Entscheiden wir uns für die Lücke, dann verschafft uns diese reaction gap Zeit, um zu entscheiden, welche Reaktion wir vornehmen wollen. Das ist dann nicht reaktives, reflexbehaftetes Herumirren im Dickicht der Kontraste, wie du es bei deinen nur reagierenden Kollegen siehst, sondern das ist aktives, bewusst ausgewähltes, schöpferisches Tun.
    Diese reaction gap, Martin, steht dir auch jedes Mal zur Verfügung, wenn du diesen Kollegen begegnest und ihrem Reden und Tun, die dich bisher herunterziehen.
    Mut zur Lücke, sage ich da nur! Und schon passiert etwas Magisches: In dem Moment, in dem du innerhalb dieser Lücke überhaupt wahrnimmst, dass dich gewisse Leute runterziehen könnten – in diesem Moment verhinderst du, dass es passiert. Denn wenn du die Wahl hast, wirst du dich nicht für das entscheiden, was dich nervt. Der Punkt ist nur, ob du dich dafür entscheidest, die Wahl zu haben. Kurioser Satz, der viel Sinn macht.
    Ok, du bist dann vielleicht noch nicht auf der Frequenz, mit der du unterwegs sein willst, aber du bist auch auf jeden Fall nicht dort, wo die anderen stecken. Du befindest dich irgendwo dazwischen; du spürst keinen Rückenwind, hast aber auch keinen Gegenwind. Und gibt es keinen Gegenwind, dann wirkt selbst ein bisschen innere Arbeit morgens und abends, dann wirken auch 3%. Denn die schubsen dich dann sanft in die gewünschte Richtung, und den Rest erledigt das Momentum, von dem ich schon in vergangenen Podcasts viel erzählt habe.
  3. Natürlich könntest du deine Situation schnell ändern, indem du deinen Job wechselst und dich mit Leuten umgibst, die dir angenehmer sind. Dass du denkst, den jetzigen Job noch zu brauchen, lässt darauf schließen, dass du es für unwahrscheinlich hältst, jetzt schon ein besseres Umfeld zu verdienen. Dann würde ich die Vorstellung von genau diesem Umfeld in deine morgendliche Schöpfungsarbeit mit aufnehmen, wenn dir so ein Umfeld wichtig genug ist.
    Wenn nein, dann sei dir bewusst, dass dir die jetzige Situation mehr geben muss, als sie dir nimmt. Das Gute am jetzigen Job muss für dich das Schlechte überwiegen, und wenn es nur im Verhältnis 51:49 ist! Wenn dem nicht so wäre, dann hättest du deine Situation längst verändert.
    Aber selbst, wenn du jetzt das perfekte Arbeitsumfeld mit den perfekten Kollegen herstellen könntest – sei dir bewusst: „Wenn du nicht das eine Problem hast, dann hast du halt ein anderes.“ Ein Leben ohne Probleme auf diesem Planeten der Kontraste gibt es schlicht nicht. Warum also nicht die gegenwärtigen Probleme als Trainingsumfeld nutzen, zum Beispiel, um die reaction gap einzuüben? Und siehe da:
    Gibst du den Widerstand gegenüber einem Problem auf, verschwindet es ganz schnell. Und dann kommt das nächste Problem. Und wenn wir Problem für Problem für Problem lösen und hinter uns lassen, dann nennt man das wohl Wachstum und Evolution.
  4. Erinnerst du dich an die Grafik, die ich im Essenzseminar zum Thema „Pausen“ gezeigt habe? Ich bin mir ziemlich sicher, du machst zu wenig Pausen während des Tages. Du weißt ja, das können auch nur zwei Minuten sein. Aber diese Minuten verhindern, dass du dich am Ende des Tages total runtergezogen fühlst. Pausen durchbrechen Abwärtsspiralen. Ohne Pausen fehlt dir die Energie, um reaction gaps herzustellen. Bewusstheit braucht Energie. Wer keine Energie hat, wird von Reflexen und Konditionierungen beherrscht. Schau also, ob du mehr Pausen machen kannst.

Fazit oder Zusammenfassung: Gönne dir, Martin, wann immer du mit etwas Unerfreulichem konfrontiert wirst, etwa mit einem energiestaubsaugenden Kollegen, gönne dir die Lücke, um festzustellen, dass etwas nicht so ist, wie du es gerne hättest. Und dann könntest du zu dir sagen:
„Danke, du Pappnase, dass du mir zeigst, was ich nicht will. Danke, dass du mich nervst, störst und eine Zumutung bist. Danke, dass ich durch dich weiß, was ich will.“ Das reicht, um eine kritische Masse in Bewegung zu setzen, um ein Momentum zu erschaffen, das dir dienlich ist. Und wie alles ist es Übungssache, ein reaction gapper zu werden. Außerdem: Wie langweilig wäre das Leben, würden wir immer sofort bekommen, was wir wollen, oder?

Nun wünsche ich uns allen einen Monat Juni, der uns bringt, was wir uns wünschen oder der uns wenigstens daran erinnert, was wir uns wünschen. Wir hören uns wieder am 01. Juli!

Euer Andreas

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