#70 Ein heißes Eisen: Geld in der Partnerschaft

Wenn sich eine Lebejetzt in einen Sorgevor verliebt.

Das Wohlstandsbildner-Blitzlicht für gelingenden Vermögensaufbau und ein gutes Leben. Reden wir heute über ein heißes Eisen: Geld in der Partnerschaft – Wenn sich eine Lebejetzt in einen Sorgevor verliebt und mit welchen vier Schritten Geld nicht zum Beziehungsproblem wird.

John Gottman: Was Menschen auseinanderbringt und zusammenhält

John Gottman ist ein Psychologe und Professor im Ruhestand. Sein Forschungsgebiet, das er zusammen mit seiner Frau seit Jahrzehnten verfolgt, betrifft alles, was Menschen zusammenhält und was sie auseinanderbringt. Er ist der gefragteste Beziehungsanalytiker unserer Zeit, und als solcher hat er eine ganze Menge Bücher geschrieben, allesamt inhaltsvoll und erfrischend anekdotenreich.

Mehr zu John Gottmann: https://de.wikipedia.org/wiki/John_Gottman

Sein neuestes Buch: bit.ly/3S4VRtP

Geld – Einer der top 5 der Kernkonflikte in einer Partnerschaft

In seiner Analyse von über 5000 Paaren hat John Gottman die Top Five der Kernkonflikte ausgemacht, die fünf heißen Eisen, wie ich sie nennen würde, die in Partnerschaften am häufigsten zu Streit führen: zu allererst Geld und Sex, das ist bekannt, dazu kommen noch Drogen, Kindererziehung und – tatsächlich – die Schwiegereltern. Es sind immer wieder diese Kernkonflikte, die Partnerschaften unheilvoll dominieren können.

Das passiert natürlich meistens unterbewusst. Wie viel Stress da gebunden ist, merken die Partner erst dann, wenn sie diese dauerschwelenden Brandnester gemeinsam aufdecken und löschen. Allein zu erkennen, dass Themen innerhalb dieser Top Five die eigene Beziehungswelt bestimmen, allein das reicht oft schon, um eine Menge Druck im Kessel abzulassen. Und wenn dann noch systematisch und wesentlich darüber gesprochen wird, so, wie es Gottman etwa in seinem neuen Buch vorschlägt, dann kann das einer Beziehung sehr guttun. Das Buch trägt den Titel „Acht Gespräche, die jedes Paar führen sollte, damit die Liebe lebendig bleibt“.

Die meisten Paare führen solche Gespräche nicht. An diesen heißen Eisen zerbrechen dann viele Partnerschaften, private wie geschäftliche. Weil um sie herum ständig ein großer Bogen gemacht wird, denn heiße Eisen anzufassen und aus dem Feuer zu ziehen, erfordert von allen Beteiligten Mut.

Mutig und unbequem ist in diesem Zusammenhang etwa zu erkennen, dass diese heißen Eisen jeden von uns auf bestimmte Weise gebrandmarkt haben und dass sich diese Brandmarken nicht entfernen lassen. Zu tief prägt uns, wie wir bis in die Gene hinein gestrickt sind und wie wir aufwachsen. Auf solchen Prägungen beruht unser gesamtes Weltbild. Sie machen aus, wer wir sind. Und was wir wirklich sind, was uns im Kern ausmacht, das lässt sich vielleicht zu einem gewissen Grad kontrollieren, aber es lässt sich nicht auslöschen.

Das ist der Grund, warum viele Beziehungen scheitern. Wenn wir uns unserer Brandmarken nicht bewusst sind, um ihren Einfluss auf unser Verhalten einhegen zu können, dann zerstören sie auf Dauer Partnerschaften. Und egal, wer uns in der nächsten Partnerschaft gegenübersitzt – die Brandmarke wird immer bestimmen, wie es auch mit dem nächsten läuft. Die beliebteste Methode, um mit den Top five-Konflikten umzugehen, ist trotzdem, den anderen umerziehen und auf die eigene Linie bringen zu wollen, was natürlich scheitern muss.

Zwei Haltungen, wenn es ums Geld geht: Der Lebejetzt und Sorgevor

Schauen wir uns das mal an beim Klassiker der heißen Eisen, beim Thema Geld. Da stehen sich oft zwei Haltungen gegenüber, die Menschen in ihrem Verhältnis zu Geld prägen: Die eine Haltung steht für „Was kostet die Welt? Man lebt nur ein Mal, und das ist jetzt!“ Und die andere für „Die nächste Krise kommt bestimmt. Vorsorge ist besser als Nachsorge.“ Diese zwei Einstellungen stehen sich dann unversöhnlich gegenüber: Nennen wir sie der Griffigkeit halber die Lebejetzt- und die Sorgevor-Einstellung.

Natürlich überspitze ich und vergröbere jetzt im Folgenden, um etwas zu verdeutlichen. Nichts ist rein schwarz und weiß, wir alle tragen immer alle Prägungen in uns, nur eben unterschiedlich gewichtet. Mir geht es hier um das, was in uns die grobe Richtung vorgibt; die Graubereiche zwischen all dem lasse ich jetzt unerwähnt.

Nun habe ich schon in vielen der Podcasts von den vier Investorentypen innerhalb der Wohlstandsbildner-Welt gesprochen: Macher, Neugieriger, Planer, Wohlfühler. Ihr könnt euch sicher denken, welche der zwei Geld-Haltungen mit jeweils zwei der vier Typen einhergeht:

Zwei Geld-Haltungen in Bezug auf vier Investorentypen

Die Macher und Neugierigen, das sind die zwei, die wollen Geld haben und wollen es auch ausgeben. Die haben eindeutig das Lebejetzt-Eisen eingebrannt bekommen. Das Sorgevor-Brandzeichen ist das Gegenteil davon, und das tragen die Wohlfühler und Planer auf der Haut. Das sind die ein bisschen Ängstlichen, die rechnen, sparen und die für mögliche Krisen gerüstet sein wollen.

Nun ziehen sich Gegensätze ja so gern an, und man stelle sich vor, eine Frau Lebejetzt findet einen Herrn Sorgevor unwiderstehlich: Typ „Man lebt nur ein Mal!“ verliebt sich in den Typ „Die nächste Krise kommt bestimmt.“ Evolutionsbiologisch ist das ja sinnvoll, dass sich die Gegensätze zusammentun, denn wenn beide in der Partnerschaft zwei volle Lebejetzt-Typen sind, könnten sie ziemlich schnell pleite sein; und zwei volle Sorgevor-Menschen häufen nur Geld an und sind mit ihrem angsterfüllten Geiz für den Rest der Welt eine Zumutung. Dass sich da zwei Haltungen in einer Partnerschaft die Balance halten, das ist gut fürs Überleben der Partnerschaft und für ihren Austausch mit der Welt. Aber – der Gegensatz bringt eben auch Stress mit sich, vor allem nach den 1-2 Jahren der Verliebtheitsphase und in Zeiten, die für einen oder beide eh schon hart sind.

Denn wie sieht dann ein gestresster Sorgevor-Mensch einen Lebejetzt-Menschen? Verschwenderisch, unbesonnen bis fahrlässig, leichtsinnig, waghalsig, verantwortungslos, maßlos, Traumtänzer halt. Was denkt hingegen ein gerade gar nicht verliebter Lebejetzt über einen ausgereiften Sorgevor? Der ist knauserig, ängstlich, engstirnig, geizig, kalt, selbstsüchtig, konservativ, langweilig, der lebt nicht im Jetzt und Heute und hat ja eh voll das Mangeldenken.

Mit solchen Eigenschaften belegen wir dann den anderen, obwohl der vielleicht einfach nur für sich grundsolide Entscheidungen treffen will, z. B.: Der Sorgevor wünscht sich Geborgenheit und Sicherheit, indem er sich eine Immobilie kauft; der Lebejetzt will sich frei fühlen und das Geld lieber für Reisen, gutes Essen und spannende Projekte ausgeben, denn die Welt ist groß, schön und ein einziges Abenteuer. Der Sorgevor hasst aber Abenteuer, weil sie so unvorhersehbar und so schwer zu kontrollieren sind, aber der Lebejetzt braucht Abenteuer als Lebenselixier. Tja, und wie nun können beide so leben, wie sie wirklich sind? Wie soll das gut gehen? Müssen die sich in der Mitte treffen, indem jeder ein bisschen seiner eigenen Natur unterdrückt? Oder können beide ihre Bedürfnisse voll befriedigen und trotzdem gemeinsam ein gutes Leben haben?

Anstatt Kompromisse beim Geld – Wohlstandsbildung!

Und da kommen wir wieder zu einem Kernelement wahrer Wohlstandsbildung: Denn Wohlstandsbildung, wie ich sie verstehe, die steht für Fülle; und Fülle ist nie ein Kompromiss, in dem beide etwas abgeben müssen, um zueinander zu finden, nein: Fülle bringt im besten Fall beiden ohne Abstriche genau das, was sie brauchen. Der Planer und Wohlfühler in der Partnerschaft bekommt sein Haus, all seine konservativen Sachen und eine hohe Liquiditätsreserve, um sich sicher zu fühlen; und wenn er das hat, dann kann er seinen Partner begleiten, wenn der als Macher und Neugieriger seine Reisen und Abenteuer erleben will – oder er soll das eben mit einem Freund machen, dem er das Abenteuer ja bezahlen kann, wenn es sein muss, denn Geld ist nicht das Problem. Doch da muss eine Partnerschaft erstmal hinkommen, das ist zuerst ein seelischer und geistiger Prozess und dann gewiss auch ein finanzieller.

Der Vier-Schritte-Prozess für harmonische Geld-Beziehungen

John Gottman schlägt einen Drei-Schritte-Prozess vor, der die beiden gegensätzlichen Haltungen beim Thema Geld in einer Partnerschaft verbindet. Und ich ergänze diese drei Schritte mit einem vierten Wohlstandsbildner-Schritt, dann wird das im gelebten Leben eine runde Sache:

Schritt 1: Beide treffen die Entscheidung, über das Thema „Geld“ in einem geschützten Rahmen zu reden. Am besten zu mehreren vereinbarten Terminen, die 90 Minuten andauern, und in denen als wichtigste Regel gilt, dass jeder alles sagen darf, solange er über sich, also durchweg aus der Ich-Perspektive spricht und bei sich und seinen eigenen Themen bleibt; und der andere hört so lange kommentarlos zu, bis er selbst dran ist mit seinem Selbstporträt. Die Redezeiten beider sollte dabei einigermaßen ausgewogen bleiben.

Schritt 2: Beide ergründen in diesen Gesprächen, woher ihre eigene Haltung zum Thema Geld kommen könnte. Das ist, wie alle früher oder später herausfinden, immer ein Generationenthema, es hat mit den Mustern der Eltern und noch früherer Generationen zu tun. Da braucht das Unterbewusstsein auch oft Anschubser, um tief vergrabene Informationen rauszurücken aus vielleicht schmerzhaft verschlossenen und verdrängten Kerkern. Ideale Anschubser sind die Fragen von John Gottman, die er zur Anregung der Seelenarbeit in seinem Buch mit den Acht Gesprächen vorschlägt.

Schritt 3: Beide schauen, wie sie ihre Bedürfnisse erfüllt bekommen. Gottman hat dafür auch gute Ideen, die das Buch sehr bereichern. Bei diesen Ideen ist es übrigens unmöglich, das Thema „Arbeit“ beiseite zu lassen. Denn so lange für Geld gearbeitet werden muss, kann Geld nicht ohne Arbeit gedacht werden.
Ein besonderer Konfliktpunkt, auf den Gottman klugerweise aufmerksam macht, ist dabei: Unbezahlte Arbeit! Und wo wird jeden Tag unbezahlt oft harte und nervenaufreibende Arbeit geleistet? Na, im Haushalt und in der Versorgung der Kinder, wenn welche da sind. Beide Arbeiten würden rund 90.000 Dollar pro Jahr entsprechen, würde man sie mit Geld aufrechnen wollen. Das muss natürlich zur Sprache kommen und in der Bilanz der Beziehung aufgeführt werden. Dann hätten wir auch nicht so eine große GPG in unserer Gesellschaft: das steht für Gender Pay Gap, also den geschlechtsspezifischen Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern, der sogar vom Statistischen Bundesamt fein säuberlich dokumentiert wird.

Soweit die drei Schritte, wie sie John Gottman empfiehlt. Und weil ich nun schon viele Jahre über ein enorm konfliktlösendes Element spreche, das Geldthemen ein für alle Mal auflösen hilft, will ich einen vierten Schritt hinzufügen, der die drei Gottman-Schritte von Beginn an begleiten kann. Und das ist:

Gemeinsamer Vermögensaufbau mit getrennten Konten und Investoren-Einstellungen

Schritt 4: Natürlich Wohlstand bilden! Gemeinsam Vermögen aufbauen. Das Wort „gemeinsam“ ist entscheidend. Gemeinsam heißt nicht, dass alles Geld in einen Topf geworfen wird, um daraus mehr zu machen, nein – es heißt, für das jeweils eigene Geld und eventuell für ein eigenes Partnerschaftskonto einen gemeinsamen Plan aufzustellen und für diesen Plan eine Strategie zu finden, die allen Bedürfnissen gerecht wird. Denn der Lebejetzt wird eher zu renditestarken Investments neigen mit kurzer Laufzeit und schnellen Ausschüttungen, während zum Sorgevor eher konservative, breit aufgestellte und langfristig Vermögen aufbauende Investitionen passen. Daher rate ich, dass auch in der engsten Partnerschaft jeder seine eigenen Konten und, wenn vorhanden, das eigene Geld behält, um es passend zum eigenen Investorenprofil investieren zu können.

Eine Strategie dafür, die allen Arten von Investoren und Investorinnen gerecht wird, das ist natürlich die Wohlstandsbildner-Strategie. In der findet sich der Macher und Neugierige genauso repräsentiert wie der Planer und Wohlfühler. Ich weiß aus meinen eigenen geschäftlichen und privaten Beziehungen und ich weiß von anderen Wohlstandsbildner-Partnerschaften: Mit einer gemeinsamen Vermögensstrategie ist das Geld-Thema kein schwelender Brandherd mehr mit dem Potential, jederzeit explodieren zu können.

Ohne Strategie sitzt eine Partnerschaft oft auf einem Pulverfass, von dem die Beteiligten nichts spüren, solange es gut läuft. Aber Geld wird ganz schnell zum Stresstest, wenn es schlecht läuft. Und allerspätestens im Falle von Scheidungen und der Aufteilung des gemeinsamen Vermögens weiß jeder, ob er zeit seiner Partnerschaft auf so einem Brandherd gesessen hat; dann wären viele im Nachhinein froh, hätten sie in den guten Zeiten ein paar Gespräche über Geld geführt. Oft genug aber artet ein immer schön unter der Decke gehaltener Brandherd nach einer Scheidung zum Flächenbrand aus. Hätten sich die Partner doch über Geld gestritten, als sie sich noch mochten, wünscht man sich da.

Nicht, dass über Geld, sondern WIE über Geld gestritten wird, ist entscheidend

Denn eins hat der kluge Professor Gottman in seiner jahrzehntelangen Praxis und Forschung immer und immer wieder bestätigt bekommen: Dass über ein Thema gestritten wird, sagt nichts aus über die Qualität und Überlebensfähigkeit der Partnerschaft. Es kommt darauf an, wie gestritten wird – zum Beispiel im geschützten Rahmen der gerade erwähnten Gesprächskultur. Und mit diesem Wie lässt sich erstaunlich präzise vorhersagen, ob eine Partnerschaft für lange Zeit tragfähig ist oder ob sie eben in einer Scheidung münden wird.

Wer jedenfalls weiß, dass er die Welt durch eine Sorgevor- oder durch eine Lebejetzt-Brille anschaut und wer weiß, dass er auch mit dieser Brille gut investiert und aufgehoben ist mit einer Wohlstandsbildner-Strategie, der würde die Auseinandersetzungen mit seinem Partner womöglich gar nicht mehr als Streit oder Konflikt bezeichnen. Er wird eher sagen: Hey, das sind doch wunderbar kontrastreiche Investorengespräche, die ein wunderbares Ziel für uns beide haben – nämlich ein Leben in Fülle!

Mit diesen wunderbaren Aussichten startet jetzt die Sommer-Podcastpause. Wir hören uns wieder am 10. September, dann reden wir über ein ganz konkretes und sagenhaft spannendes Investment. Wir reden über eine Gelegenheit, die wir für eine kurze Zeit zur Verfügung haben und die in jedes Portfolio passt, weil sie hochrentabel und plausibel ist – und obendrein eine erstaunlich kurze Laufzeit hat.

Euer Andreas

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